Statt Wehrpflicht: Soziales Jahr für alle!

Der Zivildienst war für viele junge Menschen ein Jahr des Innehaltens und verdient eine Renaissance, schreibt AZ-Vize Timo Lokoschat.
Timo Lokoschat |
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Essen auf Rädern: Ein Zivildienstleistender bringt einer Seniorin ihr Mittagessen. Das Foto ist von 2010. Ein Jahr später wurde die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst abgeschafft.
dpa Essen auf Rädern: Ein Zivildienstleistender bringt einer Seniorin ihr Mittagessen. Das Foto ist von 2010. Ein Jahr später wurde die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst abgeschafft.

Die Zeit der großen Heere ist vorbei. Was moderne Armeen brauchen, sind gut ausgebildete und hoch motivierte Spezialisten. Die bekommt man nicht per Pflichtdienst, sondern durch ein Image als attraktiver Arbeitgeber, das junge Menschen anzieht. Insofern hat Ursula von der Leyen Recht, wenn sie eine Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht ablehnt.

Anders sieht es mit dem Zivildienst aus. Fünf Jahre nach dessen Ende ist klar, was Deutschland an ihm hatte. In der Altenpflege und anderen sozialen Berufen braucht es die Masse – der Bundesfreiwilligendienst ersetzt bis heute nicht einmal die Hälfte der früher eingesetzten Zivis. Ein Problem; aber eines, das sich durch ein einfaches Gesetz lösen ließe.

Warum nicht ein soziales Jahr nach der Schule zur Pflicht machen? Das wäre ein Segen für den Pflegebereich, wichtig für den Katastrophenschutz – und ein Beitrag zu Bildung der Persönlichkeit:

Wer bei der Lieferung von „Essen auf Rädern“ erlebt, dass ein Pichelsteiner Eintopf samt kleinem Ratsch für manche Ältere der einzige soziale Kontakt des Tages ist, wird im besten Sinne des Wortes demütig. Wer ein Kind im Rollstuhl zur Schule bringt und vor einer Treppe kapitulieren muss, merkt, dass „Barrierefreiheit“ mehr ist als ein politisches Schlagwort. Wer einmal sieht, unter welchem Druck professionelle Pflegekräfte ihre Arbeit verrichten, wird Forderungen der Branche später besser verstehen können.

Der Zivildienst war für viele ein Jahr des Innehaltens und der Reifung. In Zeiten von Turboabitur, Turboausbildung und Turbostudium ist der Gedanke an eine Renaissance vielleicht gar nicht so abwegig.

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