Statistik-Experte ist sicher: „Schwarz-Gelb gewinnt!“

Er hat das Ergebnis von 2002 exakt vorhergesagt, auch 2005 lag er nur Zehntelprozente daneben. Jetzt ist sich Thomas Gschwend, Professor für quantitative sozialwissenschaftliche Methoden in Mannheim, wieder sicher: Bei der Wahl am 27. September kommen Union und FDP zusammen auf 50,6 Prozent - und Angela Merkels nächster Vizekanzler wird Gudio Westerwelle heißen.
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Der Mannheimer Universitätsprofessor Thomas Gschwend glaubt zu wissen, wer am 27. September die Wahl gewinnt
az Der Mannheimer Universitätsprofessor Thomas Gschwend glaubt zu wissen, wer am 27. September die Wahl gewinnt

Er hat das Ergebnis von 2002 exakt vorhergesagt, auch 2005 lag er nur Zehntelprozente daneben. Jetzt ist sich Thomas Gschwend, Professor für quantitative sozialwissenschaftliche Methoden in Mannheim, wieder sicher: Bei der Wahl am 27. September kommen Union und FDP zusammen auf 50,6 Prozent - und Bundeskanzlerin Angela Merkel nächster Vizekanzler wird Gudio Westerwelle heißen.

AZ: Herr Professor Gschwend, spielen Sie unsere Kassandra. Wer regiert nach dem 27.September Deutschland?

THOMAS GSCHWEND: Eine schwarz-gelbe Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel! Nach unseren Prognosen zeichnet sich ab, dass Union und FDP zusammen auf rund 50,6 Prozent der Zweitstimmen kommen, was locker für ein Regierungsbündnis reichen würde.

Wie sieht’s für die SPD aus?

Wir sagen nur ein Ergebnis für das Wunschbündnis des amtierenden Kanzlers voraus, machen keine Vorhersagen über Einzelergebnisse der Parteien.

Woher nehmen Sie als Statistiker Ihre Weisheit?

Da Wähler ihre Stimmen ja nicht einfach auswürfeln, messen wir drei Einflussfaktoren. Erstens die langfristige Identifikation mit einer Partei, das ist der Anker. Viele Bürger wählen über einen langen Zeitraum dieselbe Partei oder dasselbe Lager. Wir errechnen dafür den Mittelwert der letzten drei Bundestagswahlergebnisse von Union und FDP. Der zweite, mittelfristige Faktor ist die Abnutzung der Regierung. Weil Bundeskanzlerin Angela Merkel zum ersten Mal zur Wiederwahl antritt, liegt der bei eins. Bei Schröder lag er 2005 bei zwei.

Und der dritte Faktor...

...ist die Popularität des Kanzlers im Vergleich zum Herausforderer. Dafür ziehen wir die Ergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen bei der Kanzlerfrage heran.

"Merkel ist für die meisten Wähler das kleinere Übel"

Merkel liegt bei 59 Prozent, Steinmeier bei 28. Die Deutschen mögen ihre Kanzlerin...

Ja, zumindest im Vergleich zu Steinmeier. Negativ ausgedrückt: Merkel ist für die meisten Wähler das kleinere Übel.

Kann sich daran bis zur Wahl noch etwas ändern?

Natürlich: Auf Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt es an! Wenn Steinmeiers Popularitätswerte nach oben jagen und Merkels auf 50 Prozent fallen sollten, wird’s nix mit Schwarz-Gelb. Unsere endgültige Prognose geben wir aber erst vier Wochen vor der Wahl heraus.

Mit Ihren Vorhersagen lagen Sie bisher immer richtig...

Erstmals sind mein Kollege Helmut Norpoth und ich 2002 an die Öffentlichkeit gegangen, als es in den Umfragen hieß, Schwarz-Gelb werde die Wahl gewinnen. Wir haben in unser Modell geschaut und etwas ganz anderes gesehen: dass Rot-Grün gewinnt. 2005 lag in den Umfragen wieder Schwarz-Gelb weit über der absoluten Mehrheit, wir aber sahen ein Patt voraus.

Was machen Sie anders als Emnid oder Forsa?

Diese Institute erheben aktuelle Stimmungen – das sind noch längst keine Stimmen am Wahltag. Die meisten Leute sind keine Polit-Junkies, lernen erst im Wahlkampf wieder ihre Parteipräferenzen kennen. Wir dagegen können über die viel leichter zu beantwortende Kanzlerfrage und die anderen Faktoren schon jetzt eine Prognose abgeben.

"Steinmeier müsste jetzt dringend ein paar Knaller landen"

Sie wissen also vor den Wählern, was die wählen?

Nicht für jeden einzelnen, aber für 70 Prozent schon.

Was muss die SPD tun, um das Ruder herumzureißen?

Steinmeier müsste jetzt dringend ein paar Knaller landen, Alternativen zur Politik Merkels aufzeigen. Das fällt ihm naturgemäß schwer als Vizekanzler einer Koalition, die im Sommer weiter kollegial ihre Arbeit erledigen wird.

Also müsste Merkel schon einen Riesen-Fehler machen...

Ja. Deswegen verhält sie sich wie ein Bundesligateam, das im DFB-Pokal gegen einen Zweitligisten mit 1:0 führt. Schiebt den Ball hin und her, spielt auf Halten. Die SPD dagegen muss angreifen.

Hand aufs Herz: Würden Sie auf Schwarz-Gelb wetten?

Klar. 2002 hab’ ich sogar Geld auf Rot-Grün gewettet: Ich schaute einfach in mein Modell – und verdoppelte so den Einsatz.

Interview: Markus Jox

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