Stasi-Methoden haben Tradition
Schon einmal wurde aus der Staatskanzlei spioniert: Der Fall Pauli führte zu Stoibers Sturz.
Zwei Männer reden miteinander: Eine ganze Stunde lang bohrt der eine aus der bayerischen Staatskanzlei bei seinem CSU-Spezl in der fränkischen Heimat nach. Will alle Details aus dem Leben der schönen Landrätin Gabriele Pauli wissen. Es geht ihm um Sex, Alkohol und Macht. Der Spitzel ist Michael Höhenberger, der Büroleiter von Ministerpräsident Edmund Stoiber. Für den ist seine Kritikerin eine Gefahr.
Pauli wehrt sich. Im CSU-Vorstand spricht sie Stoiber an, verlangt ein Gespräch mit ihm. Das sei „unterste Schublade“. Stoiber lässt sie abblitzen: Sie sei nicht so wichtig. Für ihn der Anfang vom Ende. Der weiß-blaue Freistaat hat seine Stasi-Affäre. Pauli lässt nicht mehr locker.
Sie kennt den Namen des Spions aus der Staatskanzlei. Der fränkische CSU-Mann hat sie sofort alarmiert, dass die Münchner Regierungszentrale sich dafür interessiert, ob es bei ihr Männergeschichten gebe oder ob sie ein Alkoholproblem habe. Die AZ deckt am 20.12.2006 auf: Der Spitzel ist Stoibers Büro-Chef Michael Höhenberger. Einer der engsten Vertrauten des Ministerpräsidenten. Seit 1978 weicht er Stoiber nicht von der Seite. Höhenberger ist sein Mann fürs Grobe. Stoiber versucht, ihn zu halten. Doch er hat keine Chance. Höhenberger bittet zwei Tage später selbst um die Entbindung von seinen Aufgaben. Stoiber selbst kann sich keine drei Wochen mehr halten. Am 18. Januar 2007 muss auch er kapitulieren.
Höhenberger wird aus der Schusslinie gezogen und disziplinarrechtlich von jeglicher Schuld freigesprochen. Jetzt wird der Spitzel von Seehofer sogar befördert – zum Ministerialdirektor: Höhenberger ist künftig der oberste Beamte des Umweltministeriums.
Pauli sitzt noch im bayerischen Landtag. Aus der CSU ist sie raus. Bei den Freien Wählern auch. Ihre selbst gegründet Partei, die Freie Union, ist ein Flop und konnte bei keiner Wahl landen. bö