Stadtpflanze in der Provinz

Renate Künast wirbt in Dorfen für den Veggie-Day und zieht über „irgendwie bekloppte“ Politik her. Und am Ende packt sie doch noch „der heilige Zorn“
Matthias Maus |
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Renate Künast (Mitte) Landtagskandidatin Helga Stieglmeier (links) und Bundestagskandidat Stefan Kisters in Dorfen
Renate Künast (Mitte) Landtagskandidatin Helga Stieglmeier (links) und Bundestagskandidat Stefan Kisters in Dorfen

Renate Künast wirbt in Dorfen für den Veggie-Day und zieht über „irgendwie bekloppte“ Politik her. Und am Ende packt sie doch noch „der heilige Zorn“

Es gibt regionalen Käse, Rohkost, aber auch leckerste Leberwurst vom glücklichen Schwein. Alles Bio natürlich, eine reine Versuchung. Aber Renate Künast mag nicht. „Heute ist Donnerstag – keine Wurst!“

Sie hätte das Thema auch verdrängen können. Schließlich ist der „Veggie-Day“, der Vorschlag eines fleischlosen Tages in öffentlichen Kantinen, nicht gerade ein grüner Wahlkampfschlager. Aber Künast bleibt sich treu, auch an diesem Spätsommer-Morgen in Dorfen.

Forsch, direkt, so kennt man die Fraktionsvorsitzende der Bundestags-Grünen. „Ist doch eine brillante Idee“, sagt sie, „im Konrad-Adenauer-Haus der CDU gibt’s auch einen Veggie-Day“. Angriff als beste Verteidigung. Sie wollte mal Bürgermeisterin von Berlin werden. Das wurde nichts 2011 gegen Wowereit, und auch deshalb hat die Frau mit dem markanten Raspel-Schnitt Zeit für die Tour durch die Provinz.

Zwischen Terminen in Rosenheim und Landshut liegt Dorfen. Vor dem historischen Altstadt-Ensemble des Jakobmayer haben die Grünen zum Frühstück geladen. Etwa 50 Besucher haben Zeit und Lust.

„Energie, Bildung, Gerechtigkeit“, gibt Künast die Wahlkampfschwerpunkte vor. Das Publikum hat seine eigene Tagesordnung. Da ist die ältere Dame, die wissen will, was die Grünen für die „Mütter, die Erhalterinnen der Erde“ zu tun gedenken. Künast spricht von der Grünen Garantie-Rente von 850 Euro. Aber auch davon, dass die Anerkennung von Erziehungszeiten „ziemlich teuer“ sei. „Wie schaut’s mit der Gegenfinanzierung aus?“ fragt sie. Bei der Grünen Klientel kann man solche Argumente riskieren.

Da ist der Waldorfschüler, der sich über den Druck beschwert, unter dem seine Gymnasiasten-Freunde litten, und der Bürgerinitiativen- Chef, der wortreich für die Tieferlegung der Bahngleise wirbt. „Da kann ich ja mal was zu meinem Freund Ramsauer sagen“, unterbricht Künast. Der CSU-Verkehrsminister zwinge die Bahn, „Geld für Schäuble zu zahlen und in Mainz fahren wochenlang keine Züge“. Das sei „doch irgendwie bekloppte Politik“.

Bei der Landwirtschaft, da blüht die Verbraucherschutzministerin unter Gerhard Schröder (2001 - 2005) auf: „Gegen unsere Vorschläge, die Tiertransporte zu begrenzen, da haben sich die anderen Europäer gewehrt wie die Zicke am Strick“, sagt sie, und „Massentierhaltung, das ist, wenn sich kein Mensch um die Tiere kümmert.“ Dafür gibt es Beifall.

Doch, sagt sie später zu AZ, der Wahlkampf mit dem penetranten „Du“-Slogan laufe gut. Jetzt werde eben mit allen Mitteln gekämpft: „Das haben Sie ja gerade gesehen.“ Da hat einer vom „Grünen Pädophilen-Skandal“ geredet: „Wir bei den Grünen sind nicht der Ort der Täter“, schnauzt Künast da. „Wir arbeiten alles auf.“ Und, im Schatten der St.-Vitus-Markt-Kirche: „Ich lasse mich nicht mit der katholischen Kirche vergleichen.“ Da habe es Missbrauch gegeben, „bei den Grünen nicht.“ Künast ist auf Touren: „Bei dem Thema packt mich der heilige Zorn.“ 

 

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