Stadtarchiv reißt Kölns OB mit
Fritz Schramma will bei der Wahl im August nicht mehr antreten. Er sieht sich als Intrigen-Opfer. Doch tatsächlich hat er beim Krisenmanagement nach dem Hauseinsturz versagt
KÖLN Nun hat die Katastrophe vom 3. März Fritz Schramma doch noch die Karriere gekostet. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz erklärte der Kölner Oberbürgermeister am Sonntag, dass er bei der Kommunalwahl im August nicht mehr für die CDU antreten wird. Der Druck nach dem Einsturz des Stadtarchivs, bei dem zwei Menschen starben und Dutzende obdachlos wurden, war zum Schluss einfach zu groß geworden.
"Mein Rückzug ist die einzige Möglichkeit für meine Partei, die Krise aus dem anstehenden Kommunalwahlkampf herauszuhalten", sagte Schramma. Die Botschaft ist klar: Der OB sieht sich als Opfer politischer Ränkespiele; die Opposition versuche, aus dem Unglück im Wahlkampf Profit zu schlagen. "Aber meine Appelle stießen auf taube Ohren", sagte Schramma. "Offensichtlich ist vielen der Wahlausgang wichtiger als das Wohl unserer Stadt."
Schramma ließ die Kölner Verkehrsbetriebe einfach weiterwursteln
Tatsächlich war das Krisenmanagement des 61-Jährigen aber nicht besonders glücklich. Kurz nach dem Unglück forderte er zuerst einen sofortigen Baustopp für die U-Bahn, ruderte dann wieder zurück. Später klagte er öffentlich, dass auch sein Schreibtisch im Alten Rathaus durch den U-Bahn-Bau wackele. Gegen seinen Baudezernenten Bernd Streitberger musste er ein Disziplinarverfahren einleiten, weil dieser Informationen zur Unglücksursache zurückgehalten haben soll.
Außerdem ließ Schramma die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) einfach weiterwursteln, wies sie nicht ein einziges Mal öffentlich zurecht – obwohl inzwischen klar ist, dass die Probleme des Grundwasserspiegels beim U-Bahn-Bau frühzeitig bekannt waren und einfach ignoriert wurden.
Jetzt ermittelt auch noch die Staatsanwaltschaft gegen Schramma
Obendrein ermittelt jetzt noch die Staatsanwaltschaft gegen Schramma: Bei den vertraulichen Sitzungen des Koordinierungsausschusses zum Gebäudeeinsturz ließ er ein Tonband mitlaufen, ohne die Teilnehmer darüber zu informieren.
Nach einer Umfrage des "Kölner Stadt-Anzeigers" und des "Express" gaben zuletzt nur noch 37,6 Prozent der Befragten an, bei der OB-Wahl am 30. August für Fritz Schramma zu stimmen. Im August wird jetzt jemand anderes auf dem Stimmzettel stehen. Konrad Adenauer, Enkel des ersten Bundeskanzlers, hat bereits Interesse an dem Amt signalisiert.
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