St. Petersburg: Mindestens elf Tote bei Explosion in U-Bahn
In St. Petersburg explodiert eine Bombe, während Präsident Putin dort zu Besuch ist. Nun gibt es eine erste Spur von den Tätern. Bilder von Überwachungskameras zeigen zwei Verdächtige.
St. Petersburg - Nach der Explosion in der U-Bahn der Millionenmetropole St. Petersburg ist die Zahl der Todesopfer nach Angaben der russischen Behörden auf mindestens elf gestiegen. Weitere 45 Verletzte würden noch in Krankenhäusern behandelt, teilte das Informationszentrum des staatlichen Anti-Terror-Komitees laut Nachrichtenagentur Tass am Montagabend mit. Zuvor hatte das Gesundheitsministerium von mindestens zehn Toten gesprochen. Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus.
Ein Sprengsatz explodierte am Nachmittag in einer fahrenden U-Bahn tief unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt. Die Behörden fahnden Medienberichten zufolge nach zwei Verdächtigen. Einer von ihnen soll die Bombe in einer Aktentasche unter einem Sitz in der U-Bahn platziert haben, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete.
Sprengsatz mit Metallteilen
Der andere soll eine Bombe an der Metro-Station Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands) deponiert haben. Der zweite Sprengstoff wurde von Sicherheitskräften entdeckt und konnte rechtzeitig unschädlich gemacht werden. Behördenquellen schätzten die Sprengkraft der Bombe auf 200 bis 300 Gramm TNT.
Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken. Die Behörden verstärkten in der Hauptstadt Moskau und in St. Petersburg die Sicherheitsvorkehrungen. Ein am Flughafen von St. Petersburg in einem Restaurant entdeckter herrenloser Gegenstand erwies sich als harmlos - die Behörden gaben Entwarnung.
Zuvor hatte es ähnliche Berichte über Gegenstände in einer Straßenbahn gegeben. Kremlchef Wladimir Putin, der sich zum Zeitpunkt der Explosion in einem Vorort St. Petersburgs aufhielt, sprach den Familien sein Beileid aus. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach er.
Kondolenznachrichten aus aller Welt
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich in einem Kondolenztelegramm an den russischen Präsidenten Wladimir Putin entsetzt über die Explosion in St. Petersburg. "Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um einen feigen Anschlag gehandelt hat", heißt es in dem Schreiben, das am Montagabend in Berlin veröffentlicht wurde. "Sollte sich dies bewahrheiten, so wäre dies ein barbarischer Akt, den ich aufs Schärfste verurteile und dessen Drahtzieher ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden müssen." Ihre Gedanken seien bei den Familien der Todesopfer und bei den Verletzten, denen sie rasche Genesung wünsche.
Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres drückte den betroffenen Familien sein tiefes Mitgefühl aus. "Die Verantwortlichen dieser schrecklichen Tat müssen zur Rechenschaft gezogen werden", teilte sein Sprecher mit.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin: "Mit Entsetzen und Trauer verfolge ich die Nachrichten aus St. Petersburg, wo ein zur Explosion gebrachter Sprengsatz zahlreiche Tote gefordert hat." EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zeigte sich "schockiert und betrübt" über den Anschlag und betonte: "Nichts kann solche barbarischen Handlungen rechtfertigen."
Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kondolierte. US-Präsident Donald Trump nannte den Anschlag eine "absolut schreckliche Sache". Der Fußball-Weltverband FIFA regierte betroffen. Die Explosion sei "schockierend und traurig", hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes am Montag.
St. Petersburg ist als wichtiger Spielort für die Fußball-WM 2018 und den Confederations Cup in diesem Sommer vorgesehen. In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in der russischen Hauptstadt Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge mit Toten.