Sprudel mit Bio-Siegel: Wie bio ist Bio-Wasser?

Ist normaler Sprudel etwa schlecht? Nein, sagen Experten.
von  Susanne Stephan
Das zischt - aber ob's auch ökologisch ist? Mit der Bezeichnung "bio" packt Lammsbräu die Kunden beim Öko-Bewusstsein.
Das zischt - aber ob's auch ökologisch ist? Mit der Bezeichnung "bio" packt Lammsbräu die Kunden beim Öko-Bewusstsein.

NEUMARKT/OBERPFALZ Für Susanne Horn vom Neumarkter Lammsbräu war’s ein Sieg: Das Urteil des Bundesgerichtshofs über das Lammsbräu-Wasser „Bio-Kristall“ sei „ein wichtiger Meilenstein“ für die Biobranche, verkündete sie. Seit vergangenen Donnerstag steht fest: Die Brauerei darf ihr Mineralwasser weiter mit der „Bio“-Bezeichnung schmücken.
Dagegen geklagt hatte die "Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs". Nach ihrem Sieg sehen sich die Verantwortlichen von Lammsbräu als Vorreiter der Bio-Mineralwasser-Bewegung und fordern ein staatlich anerkanntes Siegel für Öko-Sprudel.

Verbraucherschützer sind skeptisch. Ein eigenes Wapperl für besonders reines Wasser – Birgit Rehlender von der Stiftung Warentest ist von dieser Perspektive wenig begeistert. „Der Bundesgerichtshof hat einen Schwenk gemacht, der uns verwundert“, kritisiert die Expertin unumwunden das Karlsruher Urteil. „Beim Mineralwasser sorgen schon die Vorgaben des Gesetzgebers dafür, dass keine Verunreinigungen stattfinden.“ Ein extra Siegel sei wenig aussagekräftig.

Besonders ärgerlich für die Tester: Sie hatten „Bio-Kristall“ untersucht. Das Ergebnis: Das Wasser war arm an Mineralstoffen. „Das Versprechen, gesundheitsfördernd zu wirken, ist so schwer nachzuvollziehen“, heißt es. Auch der Transport sei nicht besonders bio, urteilen die Experten: Das Wasser werde deutschlandweit durch die Gegend gekarrt. „Und die eigens entworfene Flasche können Käufer nicht überall zurückgeben.“

Eine Bezeichnung, hunderte Zusammensetzungen. Gesund oder nicht? Der Streit um die angemessene Bezeichnung von Mineralwässern reicht weit zurück. Galt früher in Deutschland, dass Mineralwässer mindestens 1000 Milligramm gelöste Mineralstroffe pro Liter enthalten müssen, dürfen seit einer EU-Verordnung von 1980 auch Wässer mit niedrigerer Konzentration als Mineralwasser verkauft werden. Manche dieser Wässer enthalten sogar weniger Mineralien als Leitungswasser. Das gilt besonders für München. Unser Wasser enthält 67 bis 96 Milligramm Kalzium, 16,2 bis 23,7 Milligramm Magnesium und über 226 Milligramm Hydrogenkarbonat – da können viele Mineralwässer in Flaschen nicht mithalten.


Gerade stille Wässer ohne Kohlensäure sind oft arm an Mineralien. Das bedeutet: Der Verbraucher muss, wenn er seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, einen Blick auf die Analyse-Angaben auf dem Etikett werfen. Welche Mineralien für ihn wichtig sind, ist von seiner Konstitution, Erkrankungen und seinen Ernährungsgewohnheiten abhängig (siehe AZ-Info unten).

Stilles oder CO2-haltiges Wasser? Dies ist für die meisten Menschen Geschmackssache. Die Stiftung Warentest stellt allerdings fest, dass stille Wässer öfter mit Keimen verunreinigt sind, die für Menschen mit einem angeknacksten Immunsystem ein Problem werden können. Der Grund: Kohlensäure hemmt das Wachstum von Keimen. Fehlt sie, können sich Bakterien besser vermehren.

 

Auf diese Mineralien kommt es an:

Viel hilft viel – wenn es so einfach wäre, fiele die Entscheidung für oder gegen ein Wasser leicht. Aber es kommt (unter anderem) auf die Lebenssituation an.

Natrium. Es reguliert den Wasserhaushalt und die Muskeltätigkeit. Wer viel Sport treibt, braucht mehr, wer unter Bluthochdruck leidet, möglichst wenig Natrium.

Kalium.Ist zusammen mit Natrium für den Wasserhaushalt zuständig, reguliert Herz- und Muskeltätigkeit. Leistungssportler können ihren erhöhten Bedarf über Mineralwasser decken, ansonsten spielt Wasser für die Kaliumversorgung keine große Rolle.

Kalzium.Wichtig für Knochen, Nerven und Zellen. Der Körper braucht ein Gramm pro Tag – dafür muss man schon eine Menge Mineralwasser trinken. „Eine Scheibe Käse bringt mehr“, sagt Test-Expertin Birgit Rehlender. Achtung: Zuviel Kalzium begünstigt Nierensteine.

Magnesium. Wichtig für den Knochenaufbau und die Nerven. Der Tagesbedarf von 350 Milligramm ist leicht über die Nahrung zu erreichen. „Nur Sportler undSchwangere brauchen mehr“, sagen die Experten.

Chlorid. Es ist wie Natrium ausreichend im Kochsalz enthalten.

Hydrogenkarbonat (Bikarbonat). Wird vom Körper gebildet.

Sulfat. Wird ebenfalls vom Körper gebildet, hat in höheren Dosen eine leicht abführende Wirkung.

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