Spionage-Verdacht gegen früheren Siemens-Sicherheitschef

Hat der Österreicher streng geheime Informationen des Bundesnachrichtendienstes an iranische Behörden weitergegeben? Wegen Spionagevorwürfen ermittelt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gegen den früheren Siemens-Sicherheitschef.
von  Abendzeitung
Gert- René Polli
Gert- René Polli © dpa

MÜNCHEN - Hat der Österreicher streng geheime Informationen des Bundesnachrichtendienstes an iranische Behörden weitergegeben? Wegen Spionagevorwürfen ermittelt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gegen den früheren Siemens-Sicherheitschef.

Schon der Umstand, dass sich Siemens offensichtlich überstürzt von seinem früheren Sicherheitschef Gert- René Polli trennte, gab Anlass zu düsteren Spekulationen. Jetzt berichten Medien, die Bundesanwaltschaft ermittle gegen den österreichischen Ex-Agentenchef.

Polli leitete vor seiner Zeit bei Siemens das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Laut „Spiegel“ und „Focus“ soll er in dieser Funktion ein geheimes Dossier vom deutschen Partnerdienst BND erhalten haben. Informanten des US-Geheimdienstes CIA und des israelischen Mossad berichteten im Frühjahr dieses Jahres, dass in Teheran der geheime BND-Report aufgetaucht sei.

Jetzt ermittle die Bundesanwaltschaft und schließe den Vorwurf des Landesverrats nicht aus, heißt es. Die österreichische Justiz wurde um Amtshilfe gebeten. Pollis Iran- Kontakte hatten schon vor Jahren beim amerikanischen und beim britischen Geheimdienst für Argwohn gesorgt. Allerdings sollen die bisherigen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft den Verdacht gegen Polli eher entkräftet haben.

Siemens verlangt von Pierer sechs Millionen Euro

Währenddessen spitzt sich der Streit zwischen Siemens und seinem ehemaligen Vorstandschef Heinrich von Pierer wegen der Schmiergeldaffäre zu. Siemens verlangt von Pierer sechs Millionen Euro Schadenersatz und hat ihm ein Ultimatum gesetzt, das nächste Woche ausläuft.

Offensichtlich hat von Pierer nicht vor, die geforderte Summe zu überweisen. „Ich lasse mich nicht provozieren“, sagte er der „FAS“. „Ich werde nicht nervös am Ende.“ Nach Informationen der Zeitung will er es im Zweifel auf einen Prozess ankommen lassen. „Ich habe volles Vertrauen in den Rechtsstaat“, sagte der ehemalige Siemens-Aufsichtsratsvorsitzende dem Blatt.

Sollte Siemens von Pierer verklagen, kämen auf den Ex- Manager Forderungen in Milliardenhöhe zu. Weil er den Konzern nicht gewissenhaft geführt habe – so der Vorwurf gegen Pierer – habe sich ein weitreichendes Schmiergeldsystem entwickeln können

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