Spekulationen über Verzicht Seehofers auf Parteivorsitz
MÜNCHEN/BERLIN - CSU-Chef Horst Seehofer ist nach Informationen der "Bild"-Zeitung im Falle eines anhaltenden Umfragetiefs zu einem Verzicht auf den Parteivorsitz bereit. Und das Blatt nennt auch schon einen möglichen Nachfolger.
Laut "Bild" hat Seehofer Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg "bereits signalisiert, er könne in einem Jahr den Parteivorsitz übernehmen – wenn die CSU-Umfragewerte nicht aus dem Keller kommen". Eine Quelle nannte die Zeitung am Donnerstag nicht.
Die CSU wies die Darstellung zurück. Ein Parteisprecher sagte der Nachrichtenagentur dapd, der Bericht sei "frei erfunden" und "Quatsch".
Guttenberg wird wegen seiner großen Beliebtheit bei den Bürgern bereits seit einiger Zeit in der CSU als möglicher Nachfolger von Seehofer gehandelt. Bei der Bundestagswahl im September vergangenen Jahres hatte die Partei in Bayern nur ein Ergebnis von 42,5 Prozent erzielt. Seehofer sagte anschließend, er sei als Ministerpräsident für fünf Jahre und als Partei-Chef für zwei Jahre gewählt: "Ich bin da und werde diese Verantwortung wahrnehmen."
Der "Bild"-Zeitung zufolge gilt Guttenberg in der Union auch als "Kanzler der Reserve", falls die CDU die Landtagswahl in Baden-Württemberg im nächsten Jahr verliert. Am Mittwoch hatte bereits die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" geschrieben, in der Union würden schon Szenarien für die Zeit nach der jetzigen Regierungschefin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) "in Umlauf gebracht". Dabei sei vor allem von Guttenberg die Rede.
Guttenberg ein "unverzichtbarer Hoffnungsträger"
Aus der Jungen Union (JU) kam derweil viel Lob für den Verteidigungsminister. Der JU-Vorsitzende Philipp Mißfelder (CDU) betonte: "Karl-Theodor zu Guttenberg spricht mit seiner hohen Glaubwürdigkeit viele Nichtwähler und frühere Stammwähler an, so dass er in ganz kurzer Zeit ein unverzichtbarer Hoffnungsträger geworden ist."
Mit Blick auf Planspiele zum Wechsel an der schwarz-gelben Regierungsspitze sagte Mißfelder nach Angaben der "Leipziger Volkszeitung": "Viele in der Jungen Union konzentrieren ihre Hoffnung auf zu Guttenberg." Der Minister sei "ein wirklicher Gewinn für die Union und Deutschlands beliebtester Politiker". Mißfelder fügte hinzu: "Wir sollten alles tun, um ihn zu schützen vor Angriffen aus der Opposition, aber auch aus den eigenen Reihen."
Seehofer hatte am vergangenen Wochenende in einem Gespräch mit dem Magazin "Focus" die Frage verneint, ob er Sorge habe, von Guttenberg abgelöst zu werden. Er versicherte: "Im Gegenteil. Ich freue mich, dass einer aus der CSU-Familie in der Popularität so weit vorn ist." Guttenberg sei "ohne Frage ein starker Politiker".
(dapd)