SPD-Sommertheater
Woran merkt man, dass Politik und Medien noch tief im Sommerloch stecken? Ganz einfach: Im „Panorama“ der Zeitungen tauchen Krokodile auf, und die SPD diskutiert über ihren Kanzlerkandidaten. Zur Unterhaltung trägt erheblich bei, wie der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel seine Babypause verbringt: Jeden Tag ein neuer steiler Vorschlag (Banken bändigen, höhere Steuern für Reiche, Volksabstimmung über das Abtreten nationaler Rechte an die EU); zwischen Windeln und Babybrei ist immer noch Zeit für Twitter und Facebook. Offensichtlich treibt Gabriel die (begründete) Angst um, dass ihn seine beiden Konkurrenten für den Kandidaten-Job, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück, abhängen.
Dabei kommt Gabriels Hyperaktivität nicht gut an – weder in der Partei, noch bei den Wählern. In deren Gunst rangiert Gabriel nach wie vor an letzter Stelle der SPD-Troika. Steinmeier hingegen wird wegen seiner Seriosität (manche sagen auch: Langeweile) geschätzt, Steinbrück profitiert von seinem alten Krawallo-Image und gilt als bester Gegenpol zu Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Dabei ist ja ausgemacht, dass die offizielle Kür erst nach der Landtagswahl in Niedersachsen im Januar stattfinden soll. Warum so spät? Nun, gewinnt die SPD, hat sie zumindest den Hauch einer Chance bei der Bundestagswahl. In diesem Fall würden Steinmeier oder Steinbrück den Kandidaten geben. Und bei einer Niederlage in Niedersachsen? Dann darf der Vorsitzende gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel verlieren.