SPD-Merkel verliert in Lübeck
Früher gab sie vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel. Jetzt hat Susanne Knoll die Rolle gewechselt. Ihre Politiker-Karriere ist allerdings schon ein wenig ins Trudeln geraten, bevor es richtig los ging. Ohne, dass sie etwas dafür könnte.
Irgendwann hat sie sich gegen die Merkel-Nummer entschieden - und für die Politik. Susanne Knoll war etliche Male als Kanzlerin aufgetreten, aber in politischer Hinsicht stand sie ihr nie besonders nahe. Also trat die Lübeckerin am Sonntag auf der Liste der Sozialdemokraten bei den Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein an. Sie musste im Wahlkampf erst einmal gegen einige Vorurteile ankämpfen. Manchen galt sie wegen ihrer Merkel-Parodien eher als Quatschmacherin und nicht als ernsthafte Lokalpolitikerin. Mit ihrem Einsatz für Kita-Plätze und Gemeinschaftsschulen konnte sie schließlich viele überzeugen.
Ganz gereicht hat es am Ende allerdings nicht. Susanne Knoll konnte dem CDU-Platzhirsch, dem ehemaligen Lübecker CDU-Fraktionsvorsitzendem, in ihrem Wahlkreis zwar etliche Stimmen nehmen. Am Ende fehlten trotzdem knapp acht Prozent. Vielleicht schafft sie es im Lauf der Wahlperiode noch als Nachrückerin über die Liste. «Natürlich bin ich enttäuscht», sagt Knoll. «Aber ich freue mich über das Wahlergebnis meiner Partei.» In Lübeck hat die SPD 28,8 Prozent der Stimmen geholt, die CDU nur 25,5. Vor fünf Jahren waren es noch doppelt so viele gewesen: 50 Prozent.
«Pflegeleicht» zur Kanzlerin
Knoll, die gern kocht, im Garten arbeitet und ins Theater geht, wurde beim Friseur zum Kanzlerinnen-Ersatz. Eigentlich hatte sie nur etwas «Pflegeleichtes» haben wollen. Sie bekam aber eine Merkel-Frisur. So fiel die Ähnlichkeit auf. Die neue Kommunalpolitikerin freut sich, dass sie in ihrem Wahlkreis viele neue Anhänger gewinnen konnte. Ihre Karriere sieht sie trotz des Scheiterns nicht als beendet. «Ich habe mir persönlich nichts vorzuwerfen, meine Art ist richtig, ich mache weiter», sagt sie. «Vielleicht ist mein Platz auch nicht in der Lübecker Bürgerschaft, sondern ganz woanders.» Wo genau das sein könnte, weiß sie selbst noch nicht genau.
Schluss mit Merkel
Eines jedenfalls will sie von sich aus nicht mehr forcieren: die Merkel-Nummer. «Ich stehe zwar zu dem, was ich gemacht habe. Mit meiner politischen Gesinnung hatte das allerdings nie etwas zu tun.» Fürs erste ist ihr die Kommunalpolitik wichtiger. Vermutlich, sagt sie, sei das auch befriedigender als dieses Kanzlerinnen-Doubeln. (nz)