SPD-Fraktionschef Mützenich: Gespräche mit Putin nicht ausschließen

Bringt es etwas, mit Putin zu reden? Die Meinungen dazu gehen auseinander. SPD-Fraktionschef Mützenich meint, dass man zumindest offen für Gespräche sein sollte. Eine Lockerung der Sanktionen gegen Russland hält er nur unter bestimmten Bedingungen für denkbar.
AZ/dpa |
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Russlands Präsident Wladimir Putin im Rahmen einer Pressekonferenz. (Archivbild)
Russlands Präsident Wladimir Putin im Rahmen einer Pressekonferenz. (Archivbild) © Dmitry Azarov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Berlin - SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich plädiert dafür, Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unter bestimmten Bedingungen nicht auszuschließen.

"Man kann solche Gespräche nicht erzwingen", sagte Mützenich der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wenn Präsident Putin zu einem belastbaren Gespräch mit den Staats- und Regierungschefs der EU beziehungsweise der Nato sowie der Ukraine bereit sein sollte, sollte man das nicht grundsätzlich ausschließen."

Mützenich warnt vor einer Sonderrolle Deutschlands  

Solche Gespräche müssten von den konkreten Rahmenbedingungen abhängig gemacht werden. "Und der Bundeskanzler ist erfahren genug zu entscheiden, wann er ein solches Gespräch zusammen mit den Partnern für zielführend hält", sagte Mützenich. Er sehe dabei aber keine Sonderrolle Deutschlands. "Im Gegenteil, ich warne vor einer Sonderrolle jetzt wie auch in der Vergangenheit."

Mützenich: "Dieser Krieg wird am Ende durch Verhandlungen entschieden"

Stattdessen müsse es immer enge Absprachen mit den Partnern geben. "Ich gehe weiterhin davon aus, dass dieser Krieg nicht auf dem Schlachtfeld durch einen absoluten Sieg entschieden wird, sondern am Ende nur durch Gespräche, durch Verhandlungen, durch Verabredungen", betonte Mützenich.

Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. © Michael Kappeler/dpa

So seien Kriege auch in der Vergangenheit beendet worden. "Wir sollten immer in der Lage sein, bestimmte Signale, die auf eine mögliche Feuerpause hinweisen, dazu zu nutzen, wieder in diplomatische Gespräche einzutreten. Solche Signale fehlen allerdings bisher."

Zwischen den westlichen Bündnispartnern und Russland gibt es seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar nur noch sporadische Gesprächskontakte. Scholz hat zuletzt im Abstand von mehreren Wochen mit Putin telefoniert.

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Die Ukraine und osteuropäische Bündnispartner sehen diese Kontakte skeptisch. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte im Magazin "Stern" erläutert, dass sie derzeit keine Möglichkeit auf Verhandlungen mit Russland sieht. "Worüber kann man mit jemandem verhandeln, der nicht mal bereit ist, mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz humanitäre Korridore für die Flucht von Zivilisten zu vereinbaren?", fragte die Grünen-Politikerin.

Roth über Putin: "Wir müssen diesem Kerl regelmäßig den Spiegel vorhalten"

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Michael Roth, entgegnete, Russland sei weiterhin ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, bleibe Teil der G20 und gehöre zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Michael Roth (SPD).
Michael Roth (SPD). © Bernd von Jutrczenka/dpa)

"Ob es uns gefällt oder nicht, wir werden mit Vertreterinnen und Vertretern Russlands zu reden haben", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Roth zeigte sich skeptisch, ob Telefonate Putin zum Einlenken bewegen. "Aber wir müssen diesem Kerl regelmäßig den Spiegel vorhalten, dass er sich auf einem verhängnisvollen Irrweg befindet."

Mützenich: Sanktionen sollten zu Verhaltensänderungen in Russland führen

Eine Lockerung der wegen des Angriffskriegs verhängten Sanktionen gegen Russland hält Mützenich nur bei einem klaren Kurswechsel Putins für denkbar. "Wenn Russland Angebote für eine verlässliche Waffenruhe machen würde, wenn Russland bereit wäre, humanitäre Korridore zu öffnen und belastbare Verhandlungen zu führen, erst dann kann es eine politische Diskussion über die Lockerung der Sanktionen geben."

Außerdem müsse die ukrainische Regierung diesen Weg mitgehen. Die Sanktionen seien kein Selbstzweck, sondern sollten zu Verhaltensänderungen in Russland führen, betonte Mützenich. "Doch die sehe ich zur Zeit weder im militärischen noch im politischen Bereich."

Die westlichen Staaten haben ihre Strafmaßnahmen gegen Russland seit Kriegsbeginn Schritt für Schritt verschärft. Politiker der Linken und der AfD haben sich für eine Lockerung ausgesprochen, weil die Strafmaßnahmen auch die deutsche Wirtschaft belasten.

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  • Kritischer Beobachter am 14.07.2022 22:27 Uhr / Bewertung:

    Kann jemand der SPD mal sagen, dass Putin kein klassischer Kommunist ist, und es deshalb keinen Grund gibt, weiterhin die rote Fahne hochzuhalten, nur weil man das einst als Juso so gelernt hat. Steinmeier hat das inzwischen kapiert. Scholz tut sich noch schwer. Aber der Versuch von Mützenich kommt zu spät. Bei allem Respekt, aber Putin wird sich nicht mehr als Gutmensch darstellen lassen. Man kann mit Putin reden, man kann sich auch auf andere Weise lächerlich machen. Die einzige Sprache, die Putin noch versteht, sind - so traurig dies ist - schwere moderne westliche Waffen und so viele tote russische Söhne, Töchter, Ehemänner und Väter, dass er seine Truppen nicht mehr organisiert bekommt.

  • Bongo am 14.07.2022 20:52 Uhr / Bewertung:

    Mützenschirme wollte wohl nur darauf aufmerksam machen, daß es ihn noch gibt.

  • Bongo am 15.07.2022 08:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Es muß natürlich Mützenich heißen!

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