Sorge um Oma Obama

Barack Obama hat seinen Wahlkampf unterbrochen, denn Seine Oma auf Hawaii liegt im Sterben. Sie gilt als "eine der wichtigsten Personen für ihn“.
WASHINGTON Nur noch zwei Wochen bis zum Wahltag – doch US-Hoffnungsträger Barack Obama unterbricht nun seinen Wahlkampf: Seine Oma auf Hawaii liegt im Sterben. Seine „weiße Oma“, wie er sie nennt, bei der er aufgewachsen ist. Seine Termine übernimmt Ehefrau Michelle – und Ex-Konkurrentin Hillary Clinton.
Immer wieder sagt Obama, welche große Rolle Madelyn Dunham (85) für ihn spielt. „Sie war immer eine der wichtigsten Personen in seinem Leben“, sagt sein Mitarbeiter Robert Gibbs. Nun ist sie schwer krank. „Sie wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Ihr Zustand hat sich so verschlechtert, dass man die Lage sehr ernst nennen muss.“ Offenbar wurde sie zum Sterben nach Hause geschickt.
Und ihr Enkel fliegt morgen nach Honolulu. In seinen Reden hat er die 85-Jährige immer wieder erwähnt. „Sie hat mir die Werte aus dem Kernland von Kansas beigebracht.“ Sie habe früher Angst vor Schwarzen gehabt, sagt sie – die hat sie mit der Liebe zu ihrem Enkel abgelegt.
Sie ist sein Link in die weiße US-Mittelklasse – er, der personifizierte Schmelztiegel mit einem Vater aus Kenia, „schwärzer als jeder andere“, einer Mutter aus Kansas, „weiß wie Milch“, Bindungen nach Indonesien, Deutschland, die Slums von Nairobi und sogar verwandschaftlichen Bezügen zu US-Vizepräsident Dick Cheney.
Sein Vater ist Barack Obama senior. Der junge Mann aus Kenia ging zum Studieren nach Hawaii, ein arroganter, charismatischer Mensch. In Kenia lässt er seine schwangere Frau zurück. Das Kind in ihrem Bauch, Auma, wird später 16 Jahre in Deutschland leben. Sie studiert in Heidelberg, lebt in Berlin, gehört zu einer glamourösen Clique schwarzer Frauen in Business und Kunst.
Im Russisch-Kurs in Honolulu lernt Obama Ann Dunham kennen, eine 17-Jährige aus dem Blumenkinder-Milieu. 1961 kommt ihr Kind auf die Welt. Bald zieht der Kenianer weiter. Ann Dunham verliebt sich erneut in einen Gaststudenten: Mit Lolo Soetoro und dem kleinen Barack zieht sie nach Indonesien, dort wird Halbschwester Maja geboren. Vier Jahre später, als Barack zehn ist, holen ihn seine Großeltern zurück nach Hawaii. Er wächst bei ihnen auf, sie werden seine wichtigsten Bezugspersonen – bis heute. Seine Eltern sind lange tot, der Vater starb betrunken am Steuer, die Mutter früh an Krebs. Nun muss er sich von seiner Oma verabschieden.