Söldner gegen Seeräuber

Piraten-Angriffe und kein Ende. Es mehren sich die Erfolgsmeldungen bei der Attacken-Abwehr vor Somalia, zum Teil, weil immer öfter Söldner eingesetzt werden. Auch ein verrufenes US-Unternehmen bietet seine Dienste an.
von  Abendzeitung
Die MS Melody konnte die Piratenattacke erfolgreich abwehren.
Die MS Melody konnte die Piratenattacke erfolgreich abwehren. © dpa

Piraten-Angriffe und kein Ende. Es mehren sich die Erfolgsmeldungen bei der Attacken-Abwehr vor Somalia, zum Teil, weil immer öfter Söldner eingesetzt werden. Auch ein verrufenes US-Unternehmen bietet seine Dienste an.

Die jemenitische Küstenwacht hat im Golf von Aden erstmals ein von somalischen Piraten entführtes Schiff befreit. Die Küstenwacht lieferte sich einen Schusswechsel mit den Seeräubern und nahm schließlich elf von ihnen fest, wie die jemenitischen Sicherheitsbehörden am Montag erklärten.

Der Öltanker «Kana» war am Sonntag auf dem Weg zwischen den zwei südlichen jemenitischen Häfen Mukalla und Aden entführt worden, hatte jedoch keine Fracht geladen. Auch aus Deutschland gab es schlechte Nachrichten für die somalischen Piraten: Ein in Kenia als Pirat angeklagter Somalier hat nach einer Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts keinen Anspruch auf Erstattung von Kosten für einen deutschen Anwalt oder auf konsularischen Beistand. Das Gericht wies einen entsprechenden Eilantrag des Beschuldigten ab, wie ein Sprecher am Montag mitteilte. Der Antragsteller war im März als mutmaßlicher Seeräuber von der Besatzung der deutschen Fregatte Rheinland-Pfalz aufgegriffen und nach Kenia überstellt worden. Aus Sicht der Verwaltungsrichter bestehen keine Ansprüche gegenüber Deutschland, nur weil deutsche Streitkräfte den Mann nach Kenia gebracht haben. Konsularischer Beistand stehe dem Mann ebenfalls nicht zu, sondern nur deutschen Staatsbürgern. Auch diplomatischer Schutz komme nicht infrage. Das Gericht ließ Beschwerde an das Oberverwaltungsgericht zu. Die nach einem Piratenüberfall gefassten Somalier waren auf der Grundlage eines Abkommens der EU mit Kenia dort vor Gericht gestellt worden.

Söldner können helfen

Schusssalven aus Maschinenpistolen, Feuerwechsel an Bord, muskelbepackte Sicherheitsmänner im Einsatz gegen Seeräuber - für die knapp tausend Passagiere der «MSC Melody» waren diese an einen Actionthriller erinnernden Szenen vor einigen Tagen einige gespenstische Minuten lang dramatische Wirklichkeit. Die Piraterie am Horn von Afrika, die längst auch die Weiten des Indischen Ozeans erreicht hat, zwingt Reeder und Kapitäne zu neuen Wegen. Nicht nur Kurswechsel und neue Navigationsberechnungen sind gefragt, um die Risikoregion möglichst weitläufig zu umgehen. Auch die Versicherungsprämien sind in die Höhe geschossen, seit im vergangenen Jahr die Piratenüberfälle im Golf von Aden eine bis dahin nie dagewesene Dimension erreichten. Schon jetzt warnen ostafrikanische Behördenvertreter von drastischen Preisanstiegen für alle Importgüter. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die gestiegenen Versicherungsprämien und damit höhere Verschiffungskosten auf die Verbraucher umgeschlagen werden. Das Welternährungsprogramm WFP hat unterdessen immer öfter Probleme, Schiffe für dringend benötigte Lebensmitteltransporte für die Flüchtlinge und Dürreopfer in Somalia und den anderen Staaten der Region zu finden. Denn für diese Schiffe gibt es keine Alternativrouten, sie müssen direkt die mit Piratenschiffen wimmelnde Region am Horn von Afrika ansteuern.

Schulung der Besatzung

«Viele Reeder verlangen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen oder eine bewaffnete Eskorte», sagt Peter Smerdon, WFP-Sprecher in Nairobi. Geleitschutz durch Kriegsschiffe, die im Golf von Aden patrouillieren, soll nun auch das Kreuzfahrtschiff »Melody» erhalten. Immer mehr Reeder schulen ihre Mitarbeiter für den Fall des Falles - offenbar mit Erfolg. Denn als in der Osterwoche Piraten den amerikanischen Frachter «Maersk Alabama» zunächst kaperten, war die 19-köpfige Crew offenbar geistesgegenwärtig und vorbereitet genug, um das Schiff wieder unter ihre Kontrolle zu bringen und die Seeräuber von Bord zu jagen.

Blackwater bietet sich an

Auch Söldner an Bord sind inzwischen kein Fantasiegespinst mehr. Die berüchtigte US-amerikanische Sicherheitsfirma Blackwater jedenfalls kündigte Ende vergangenen Jahres an, ihre Dienste nunmehr auch für den Einsatz gegen Piraten anzubieten. Nachdem bereits ein früheres Vermessungsschiff für bis zu 40 bewaffnete Sicherheitsleute und einen Kampfhubschrauber umgerüstet worden war, sollen bis Jahresende bis zu vier Schiffe bereit für die Bekämpfung von Seeräubern sein. Viele Kapitäne lehnen solche Maßnahmen jedoch ab, da sie bei Piratenangriffen eine tödliche Eskalation und unabsehbare Risiken für die Besatzung fürchten. Immer wieder melden sich Schifffahrtsexperten zu Wort, die versichern, der beste Schutz gegen Piraten sei die bereits im Zweiten Weltkrieg erfolgreiche Fahrt im Konvoi mit militärischem Geleitschutz. Angesichts einer solchen Übermacht würden sich dann auch die dreistesten Piraten lieber ein leichteres Opfer suchen. (dpa/AP)

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