Söder im AZ-Interview: "Es geht nicht um Folklore"
Als neuer Heimatminister will sich Markus Söder um die Anbindung des ländlichen Raums kümmern. Hier beantwortet er die Fragen der AZ.
AZ: Hätte Bayerns neuer Heimatminister nicht in Lederhosen zur Vereidigung erscheinen müssen?
Markus Söder: Nein, weil es nicht um Folklore geht, sondern um die Strategie, Bayern ganzheitlich zu entwickeln. Kein Bayern der zwei Geschwindigkeiten, bei dem nur ein Zentrum München stark ist, sondern auch der ganze ländliche Raum.
Ihre CSU-Freunde sprechen gerne vom „Heimatmuseum“. Das klingt mehr nach Vergangenheit, als nach Zukunft.
Ein Ministerium, in dem die Begriffe Heimat und Digitalisierung vorkommen, weist doch genau in die Zukunft Bayerns. Einerseits haben wir die Aufgabe, die Tradition im Blick zu halten. Dazu gehören auch die Schlösser Bayerns. Aber gleichzeitig müssen wir Bayern neu erschließen. Das ist der Schritt in die Zukunft.
Laptop und Lederhose hat Stoiber vor 15 Jahren vorgebetet. Nur funktioniert der Laptop auf dem Land nicht, weil der Freistaat beim schnellen Internet Disapora ist.
Wir sind besser als die meisten Bundesländer. Wir sind auch das einzige Bundesland, das schon jetz viel Geld dafür in die Hand nimmt. Auch die Erschließung des ländlichen Raums mit dem Internet wird eine der Kernaufgaben sein.
Wie wollen Sie dafür sorgen, dass der ländliche Raum nicht weiter ausblutet und alle nach München drängen?
Wir müssen den ländlichen Raum attraktiv gestalten. Dazu brauchen wir auch attraktive Arbeitsangebote. Die Heimat, das Daheim, muss lebensfähig gemacht werden.
Indem Sie Behörden von München weit weg verlegen?
Wir müssen die Behörden näher zu den Menschen bringen, so wie wir das in der Krise in Kronach gemacht haben. Mit der Teilverlegung der Finanzfachhochschule von Herrsching am Ammersee schaffen wir in Kronach 200 Studienplätze für zukünftige Finanzbeamte.
Wird Bayerns zweitgrößte Stadt Nürnberg jetzt auch als ländlicher Raum gesehen, weil Ihr Heimatministerium dort seine Heimat bekommt?
Horst Seehofer hat eine historische Entscheidung getroffen. Das erste Mal seit 1806 erhält ein Ministerium einen Dienstsitz außerhalb Münchens. Da ist Nürnberg als zentrale Anlaufstelle für den gesamten nordbayerischen Raum richtig. Das war der Wunsch des Ministerpräsidenten, dem ich gerne folge.
Nürnberg ist ihre Heimat. Die SPD lästert schon über „Söders Home Office“.
Das war ein magerer Auftritt der Opposition. Da wär’ mir mehr dazu eingefallen.
Wo wird Ihr Heimatministerium residieren? Auf der Kaiserburg, die gehört Ihnen ja als Finanzminister?
Die Kaiserburg ist ein historischer Ort und kein Ort, wo ein Ministerium arbeitet. Das wäre völlig unangemessen. Keiner käme ja auch auf die Idee, die Staatskanzlei in die Residenz zu verlegen. Das kann ja bei König Horst noch kommen.
Nennen Sie sich jetzt Heimatminister?
Ich bin Finanzminister mit Zuständigkeit für Landesentwicklung und Heimat. Aber nennen Sie mich einfach Herr Söder.
Interview: Angela Böhm