So zufrieden ist die "Generation Mitte"

Die 35 Millionen Deutschen zwischen 30 und 59 Jahren sind die Leistungsträger der Gesellschaft – und mit ihrem Leben ziemlich glücklich. Warum das so ist und welche Wünsche sie dennoch haben.
von  Tobias Wolf
"Generation Mitte": Planlos in die finanzielle Zukunft.
"Generation Mitte": Planlos in die finanzielle Zukunft. © GDV/AZ

München - Überteuerte Mieten, niedrige Löhne oder die Sorge um den Ruhestand: Im heutigen Deutschland gäbe es viele Gründe, pessimistisch zu sein. Doch das Zugpferd der Gesellschaft, die 30- bis 59-Jährigen, sind mit ihrem Leben sehr zufrieden. Das geht aus einer gestern vorgestellten Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der deutschen Versicherer hervor. Die Ergebnisse:

Wie glücklich ist die „Generation Mitte“? 91 Prozent der Befragten bezeichnen die Lebensqualität als gut oder sehr gut. Drei von vier Befragten (72 Prozent) denken, dass die Bundesrepublik auch für hochqualifizierte ausländische Arbeitnehmer attraktiv ist. „Es gibt wenige Länder auf der Welt, wo so viele die Lebensqualität positiv bewerten“, sagt Meinungsforscherin Renate Köcher.

Und die persönliche Situation? Auch die wird positiv bewertet. Drei Viertel (76 Prozent) bezeichnen ihre individuelle Lebensqualität als gut oder sehr gut. Dabei zeigt sich aber ein gravierender Unterschied zwischen den sozialen Schichten. Aus niedrigeren Gesellschaftsschichten ist nur knapp jeder zweite Bürger zwischen 30 und 59 Jahren mit seinem Leben zufrieden (48 Prozent). Personen mit mittlerem (80 Prozent) oder hohem Status (94 Prozent) hingegen sind deutlich glücklicher.

Was macht für die 30- bis 59-Jährigen ein gutes Leben aus? An der Spitze stehen eine gute Gesundheitsversorgung (86 Prozent), Meinungsfreiheit (76 Prozent), ein gutes Bildungssystem (76 Prozent), Rechtssicherheit (73 Prozent) und politische Stabilität (67 Prozent).

Mit was ist die „Generation Mitte“ besonders zufrieden? 73 Prozent loben die politische Stabilität, 72 Prozent die wirtschaftliche Lage und 67 Prozent das System der sozialen Sicherung. Auch an der Infrastruktur, am Umweltschutz und an der technischen Entwicklung haben die 30- bis 59-Jährigen kaum etwas auszusetzen.

 

Der größte Wunsch der „Generation Mitte“ sind weniger Steuern

 

Was muss sich verbessern? Eine höhere Lebensqualität könnte den 30- bis 59-Jährigen zufolge durch weniger Steuern (71 Prozent), geringere Unterschiede zwischen Arm und Reich (68 Prozent), eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (54 Prozent) sowie ein besseres Bildungssystem (51 Prozent) erreicht werden.

Wie steht es um die Sicherheit des Arbeitsplatzes? Knapp zwei Drittel der 30- bis 59-Jährigen schätzen die wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut ein und sorgen sich deshalb kaum um ihren Job. „Die Ängste um die Sicherheit des Arbeitsplatzes sind so gering, wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, sagt Meinungsforscherin Köcher.

Sorgen sich Politik und Wirtschaft ausreichend um die „Generation Mitte“? Zwar sind 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Bundesregierung viel zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann, doch nur 44 Prozent meinen, dass sie das auch tut. Mit den Anstrengungen der Wirtschaft hingegen sind 55 Prozent der der 30- bis 59-Jährigen zufrieden.

Sorgt sich die Generation um ihre Altersvorsorge? Ja. Fast die Hälfte (48 Prozent) der 30- bis 59-Jährigen hat Angst, dass im Alter das Geld nicht ausreicht. Unter den Befragten mit niedrigem Einkommen sind es sogar zwei Drittel (67 Prozent).

Wird deshalb ausreichend vorgesorgt? Eher nicht. Drei von vier Befragten (73 Prozent) geben an, ihre finanzielle Zukunft gar nicht zu planen oder nur eine grobe Vorstellung zu haben.

Gibt es hier Unterschiede zwischen Männer und Frauen? Ja. Bei den Frauen sind es 51 Prozent der Befragten, die sich um ihren Ruhestand sorgen, bei den Männern „nur“ 44 Prozent. Auch interessant: Nur 26 Prozent der Frauen, aber 41 Prozent der Männer in festen Beziehungen gehen davon aus, dass ihre Altersvorsorge auch im Fall einer Trennung ausreichen würde.

Hofft die „Generation Mitte“ auf ein großes Erbe? Nein. Nur eine Minderheit (41 Prozent) rechnet damit, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hohe Summen vererbt zu bekommen. Lediglich jeder 20. der 30- bis 59-Jährigen geht von einem Nachlass von mehr als 300 000 Euro aus. Auch hier blicken niedrige soziale Schichten pessimistischer in die Zukunft.

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