So stocken Sie das Kurzarbeiter-Geld auf

Sechs lohnende Wege, damit Sie Einbußen beim Verdienst schnell wieder ausgleichen können – in der Krise zeigt sich der Staat oft deutlich großzügiger als sonst.
von  Thomas Müncher
Mit Kurzarbeit will der Gesetzgeber verhindern, dass Arbeitnehmern sofort die Entlassung droht, wenn ihr Betrieb wirtschaftlich in Schwierigkeiten gerät.
Mit Kurzarbeit will der Gesetzgeber verhindern, dass Arbeitnehmern sofort die Entlassung droht, wenn ihr Betrieb wirtschaftlich in Schwierigkeiten gerät. © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

München - Wer kurzarbeiten muss, bekommt die Ausfälle oft nur zu 60 Prozent ersetzt. Mit Geld vom Arbeitgeber, einem Nebenjob oder Staatshilfe können Sie aber wieder auf Ihr altes Nettogehalt kommen.

1. Weg: Kurzarbeitergeld ausrechnen

Die Höhe der Sozialleistung richtet sich danach, wie hoch Ihr finanzieller Verlust durch den Arbeitsausfall nach der Zahlung von Steuern ist. Grundsätzlich erstattet die Bundesagentur für Arbeit 60 Prozent des ausgefallenen Nettogehalts. Lebt mindestens ein Kind in Ihrem Haushalt, haben Sie Anspruch auf Kurzarbeitergeld von rund 67 Prozent des fehlenden Nettoentgelts.

2. Weg: Firma zahlt was drauf

Wer jeden Monat einige Hundert Euro weniger auf dem Konto hat, kann Miete und andere regelmäßigen Kosten meistens nicht mehr stemmen. In vielen größeren Unternehmen gibt es deshalb Vereinbarungen, das Kurzarbeitergeld bis zu 100 Prozent aufzustocken.

Deutsche Bahn und Deutsche Telekom zahlen ihren Mitarbeitern 80 Prozent, bei Volkswagen liegt die Spanne zwischen 78 und 95 Prozent. Erkundigen Sie sich beim Betriebsrat, ob in ihrer Firma eine solche Regelung getroffen wurde. Gerade in der derzeitigen Krise ergibt es auch Sinn, eine solche Initiative zu starten und der Geschäftsführung vorzuschlagen.

3. Weg: Mehr Geld durch Tarifvertrag

Für Beschäftigte mit Tarifvertrag ist oft ebenfalls mehr drin. Viele Gewerkschaften haben in diesen Vereinbarungen Aufstockungen von 80 bis 90 Prozent und mehr ausgehandelt. Zu diesen Branchen zählen zum Beispiel das Kfz-Handwerk in Bayern und die chemische Industrie.

Die IG Metall hat ein kurzfristiges Krisenpaket für die Metall- und Elektroindustrie vereinbart: Bei Kurzarbeit bekommen die Beschäftigten in den ersten Monaten etwa 80 Prozent ihres Lohns. Mitarbeiter von Gastronomie-Ketten wie McDonald’s, Burger King und Starbucks können bei Kurzarbeit mit mindestens 90 Prozent des normalen Nettolohns rechnen. Und in der Filmbranche hat Verdi bei Tarifverträgen die Aufstockung auf die vollen Gagen und ansonsten auf 90 Prozent durchgesetzt.

4. Weg: Mit Krisenjob dazuverdienen

In der Corona-Krise können Kurzarbeiter leichter mit einer anderen Tätigkeit Geld hinzuverdienen. "Wer jetzt kurzarbeiten muss, für den haben wir die Zuverdienstgrenzen angehoben", sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD).

Derzeit gebe es den Effekt, "dass in einzelnen Bereichen kurzgearbeitet wird, weil Aufträge weg sind, in anderen Bereichen aber dringend Leute gesucht werden". Wäschereien hätten keine Aufträge, dafür würden Leute in der Klinik-Wäscherei gebraucht. Laut Heil fehlen Beschäftigte "in Logistik, Landwirtschaft und im Gesundheitswesen." Kurzarbeiter können mit Nebenjob auf 100 Prozent des vorherigen Lohns kommen, ohne dass Sozialgeld gekürzt wird.

5. Weg: Kindergeldzuschlag beantragen

Verdienen die Eltern nicht genug, können Familien mit kleinem Einkommen zusätzlich 185 Euro pro Kind und Monat beantragen. Der "KiZ" (Kindergeldzuschlag) ist ein Zuschuss zum Kindergeld, Sie können ihn online bei der Familienkasse beantragen. Ob und in welcher Höhe er gezahlt wird, hängt vor allem vom eigenen Einkommen ab – die Grenzen für Paare sind hier etwa 900 Euro brutto und für Alleinerziehende rund 600 Euro brutto.

Weitere Einflussgrößen: Wohnkosten, Familiengröße und Alter der Kinder. Seit dem 1. April ist der Zugang für potenzielle Antragsteller deutlich leichter geworden, Vermögen wird während des befristeten Zeitraums nicht berücksichtigt. Weiterer Vorteil des Kinderzuschlags: Wer ihn erhält, hat auch Anspruch auf Leistungen für Bildung und Teilhabe und ist von Kitagebühren befreit.

6. Weg: Mietzuschuss oder Hartz IV

Wer zu wenig Geld verdient und keinen Nebenjob findet, kann Wohngeld oder Arbeitslosengeld II beantragen. Der staatliche Mietzuschuss beträgt im Durchschnitt 150 Euro pro Monat und hilft vor allem bei hohen Mieten. Die Netto-Einkommensgrenze liegt für Singles ungefähr bei 900 Euro, für einem Drei-Personen-Haushalt bei etwa 1.500 Euro.

Bei Hartz IV erhalten Beschäftigte einen Freibetrag von etwa 20 Prozent. Daher ist die Unterstützung höher als bei Empfängern ohne Einkommen. Als Faustformel gilt: Singles bekommen Hartz IV, wenn sie weniger als 1.200 Euro brutto verdienen; Leben im Haushalt Kinder, ist die Gehaltsgrenze höher.

Bei einer Partnerschaft wird das Einkommen der beiden berücksichtigt. Wegen Corona entfällt die Vermögensprüfung für Hartz IV für sechs Monate. Anträge werden großzügig bewilligt, Ausgaben für Wohnung und Heizung in den ersten sechs Monaten in tatsächlicher Höhe anerkannt.

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