Leiter "Regierungseffizienz": So mächtig wird Tesla-Chef Elon Musk unter Trump

Elon Musk hat Donald Trump bei der Wahl massiv geholfen. Wie er das geschafft hat und welchen politischen Einfluss der Milliardär in Zukunft haben wird, erklären zwei Münchner Experten in der AZ.
von  Maximilian Neumair
Elon Musk spricht vor dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden in New York. 130 Millionen Dollar hat Musk in Trumps Wahlkampf gesteckt.
Elon Musk spricht vor dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden in New York. 130 Millionen Dollar hat Musk in Trumps Wahlkampf gesteckt. © Alex Brandon (AP)

Washington/München – Hat Elon Musk 44 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) für Twitter (inzwischen X) verprasst? Zu diesem Urteil kommt man nach dem Bericht des global agierenden Finanzdienstleistungsinstituts Fidelity. Es schätzte den Wert von X zuletzt auf nur 9,4 Milliarden Dollar (etwa 8,5 Milliarden Euro) – ein Wertverlust von knapp 80 Prozent in zwei Jahren.

Musk wird Berater für Bürokratieabbau

Doch nach Donald Trumps Erdrutschsieg bei der US-Wahl 2024 ist bestätigt, was viele vor dem Kauf befürchtet haben: X wahrer Wert liegt darin, Musks persönliches Sprachrohr für seine Politik zu sein – und es ist laut. Diese Strategie dürfte jetzt aufgegangen sein. Donald Trump hat Musk und Vivek Ramaswamy, einen ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten, damit beauftragt, eine neue geschaffene Abteilung für Regierungseffizienz zu leiten.    

Weil seine Unternehmen, etwa SpaceX, die US-Regierung als Auftraggeber haben, kann er nicht selbst Minister werden.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Andreas Etges, Amerikahistoriker und US-Politik-Experte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sagt der AZ dazu: "Elon Musk hat den Ruf als knallharter Wirtschaftsmanager, der ganz schnell viele Tausende Menschen entlässt, um Prozesse effizienter zu gestalten, ohne Rücksicht darauf, ob sie dann noch funktionieren können." Bei Twitter habe das etwa zur Folge gehabt, dass problematische Inhalte nicht länger kontrolliert worden seien.

Experte für soziale Medien: "Viele Leute, die Elon Musk nicht folgen, haben dennoch seine Tweets gesehen"

Verschwörungsmythen, Antisemitismus und republikanische Parteipropaganda sind auf der Plattform nicht nur zuhauf zu finden, sondern werden von Musk auch aktiv geteilt – er selbst hat mit über 200 Millionen Followern die größte Reichweite auf X.

Laut Jan Zilinsky, Politikwissenschaftler für politische Kommunikation und soziale Medien bei der Technischen Universität München, hat zusätzlich der Algorithmus geholfen, die politischen Botschaften des Tech-Milliardärs zu verbreiten.

Zilinsky sagt der AZ: "Viele Leute, die Elon Musk nicht folgen, haben dennoch seine Tweets gesehen." So sei kostenlos für Trump geworben worden, wofür an anderer Stelle Millionen von Dollar hätten ausgegeben werden müssen.

Musk und Trump kommunizieren ähnlich

Musks Kommunikationsstrategie ähnele sehr der von Trump, sagt Zilinsky. "Er retweetet Verschwörungstheorien und schreibt dazu Dinge wie ,Ich stelle nur Fragen', ,Könnte das wahr sein?' oder ,Jemand sollte sich das genauer ansehen'." Sein Ziel? Zweifel streuen und Misstrauen nähren, ohne selbst die Verschwörungstheorie verteidigen zu müssen.

Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX, und der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump stehen sich nahe.
Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX, und der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump stehen sich nahe. © Alex Brandon (AP)

Sowohl Trump als auch Musk verkaufen sich als Streiter für die "normalen Leute", sagt Kommunikationsexperte Zilinsky. Sie kritisieren die Eliten, obwohl sie selbst dazugehören. Und nutzen eine Sprache, die für viele authentisch und nahbar wirkt – und mit höherer Wahrscheinlichkeit die Runde in den sozialen Medien macht.

Musk investierte 130 Millionen Euro in die Trump-Kampagne

Neben diesen haben sich Trump und Musk auch andere moderne Medienformate zunutze gemacht, bei denen diese Masche gut funktioniert: Sie beide waren etwa zu Gast bei der "Joe Rogan Experience", mit 14,5 Millionen Followern der reichweitenstärkste Podcast der Welt. Moderator Rogan sagte nach dem Gespräch mit Musk, seine Argumente hätten ihn überzeugt, zur Wahl von Trump aufzurufen.

Podcaster Joe Rogan hat sich für die Wahl von Donald Trump nach einem Gespräch mit Elon Musk ausgesprochen.
Podcaster Joe Rogan hat sich für die Wahl von Donald Trump nach einem Gespräch mit Elon Musk ausgesprochen. © IMAGO/Mark J. Rebilas

Und neben all dem hat der Multimilliardär Musk auch noch 130 Millionen Dollar (etwa 120 Millionen Euro) in Trumps Kampagne gesteckt – so viel wie kein anderer. Für die Wahl des Repräsentantenhauses 2026 hat er bereits angekündigt, Trump wieder zu unterstützen.

US-Experte: "Man kann mit Geld keinen Wahlsieg erkaufen, aber ohne kann man eben auch nicht bestehen"

Musks Einfluss auf den Wahlkampf stehe sinnbildlich für den zu großen Einfluss von Milliardären auf die Politik, sagt Etges der AZ.

Seit dem "Citizens United v. Federal Election Commission"-Urteil von 2010 können Unternehmen nicht in ihren Wahlkampfaktivitäten eingeschränkt werden – auch nicht darin, wie viel Geld sie der Kampagne beisteuern. "Man kann mit Geld keinen Wahlsieg erkaufen, aber ohne Geld kann man eben auch nicht bestehen", sagt der US-Experte.

Elon Musk lässt die Muskeln spielen: Mit Hilfe von X (einst Twitter) hat er Trump beim Wahlkampf massiv unterstützt.
Elon Musk lässt die Muskeln spielen: Mit Hilfe von X (einst Twitter) hat er Trump beim Wahlkampf massiv unterstützt. © Evan Vucci (AP)

 

Die Kürzungspläne des Tesla-CEOs: "Das ist völlig unrealistisch"

Übertragen auf den US-Staat heißt das, wenn es nach Musk geht: Von den etwa sieben Billionen Dollar Budget, das die Regierung jedes Jahr ausgibt, sollen "locker" zwei Billionen eingespart werden können.

"Das ist völlig unrealistisch", meint Etges. Massivste Kürzungen im Sozial- und Verteidigungsbereich müssten demnach erfolgen. Ausgaben würden mit der Kettensäge weggeholzt, ganz nach dem argentinischen Präsidenten und Trump-Bewunderer Javier Milei.

Mehr Deregulierung - auch bei Umweltgesetzen

Auch bei der Regulierung von Unternehmen werde der reichste Mann der Welt mitmischen, erwartet Etges. "Musk ist immer wieder im Konflikt mit US-Regierungen und Behörden gekommen. Er hat großes Interesse daran, größere Freiheiten zu erhalten, etwa beim Thema selbstfahrende Autos", sagt er. Ganz nach dem "Mantra der republikanischen Partei": Deregulierung.

Auch Umweltgesetze sollen über Bord geworfen werden - obwohl ausgerechnet jene den Aufstieg von Tesla überhaupt erst ermöglicht haben. Noch immer profitiert die Firma von Förderungen. Und auch die angekündigten Zölle könnten dem Autohersteller schaden, der etwa Batterie-Komponenten in Grünheide produzieren und in die USA schicken will.

21 Milliarden plus für Musk nach Trump-Wahlsieg

Gerade deshalb werde Musk weiter darauf bedacht sein, Trumps Ohr zu haben und so politisch Einfluss zu nehmen, sagt Etges. Der künftige Präsident ist dafür sichtlich bereit: Bei seiner Siegesrede nannte er den Multimilliardär ein "Super-Genie".

Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Präsident Donald Trump bei einer Wahlparty am Mittwoch, 6. November 2024, in West Palm Beach, Florida.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Präsident Donald Trump bei einer Wahlparty am Mittwoch, 6. November 2024, in West Palm Beach, Florida. © Alex Brandon (AP)

Zusammen feierten sie den Sieg in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Schon jetzt hat Musk von der Zusammenarbeit profitiert: Die Tesla-Aktie ist seit dem Wahlsieg um 15 Prozent nach oben geschossen. Ein Plus von über 21 Milliarden Dollar (etwa 19 Milliarden Euro) für den CEO.

US-Experte: "Die Geschlechtsumwandlung seines Sohnes zu einer Frau war ein Schlüsselerlebnis"

Laut dem US-Experten wird sein Einfluss sich auch gesellschaftspolitisch bemerkbar machen. "Die Geschlechtsumwandlung seines Sohnes zu einer Frau war ein Schlüsselerlebnis für Musk. Seitdem hat er sich immer weiter nach rechts bewegt", sagt Etges.

Der Tech-Milliardär werde Trump dabei unterstützen, Geschlechtsumwandlung weniger zugänglich zu machen oder sogar unter Strafe zu stellen und auf die Bundesstaaten Einfluss zu nehmen, was die Sexualerziehung in Schulen betrifft.

Die Allianz des reichsten und mächtigsten Mannes der Welt wird die US-Politik der nächsten Jahre maßgeblich bestimmen.

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