So macht SPD Spaß

Bayerns SPD macht es jetzt Italiens Silvio Berlusconi nach. Mit einer schmissigen Wahlkampf-Hymne will sie die Dauerregierung CSU stürzen. Die Highlights des "roten Nockherbergs".
von  Abendzeitung
Auf den Arm genommen und derbleckt: Bayerns Oppositionsführer und SPD-Fraktionschef Franz Maget mit seinem Parlamentarier-Kabarett „Hohn und Spott“.
Auf den Arm genommen und derbleckt: Bayerns Oppositionsführer und SPD-Fraktionschef Franz Maget mit seinem Parlamentarier-Kabarett „Hohn und Spott“. © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Bayerns SPD macht es jetzt Italiens Silvio Berlusconi nach. Mit einer schmissigen Wahlkampf-Hymne will sie die Dauerregierung CSU stürzen. Die Highlights des "roten Nockherbergs".

Nach Gloria Gaynors Hit „I’ll survive“ soll es durch den Freistaat klingen: „Drum wählt sie ab!/ Macht endlich Schluss!/ 50 Jahre ist genug, bringt den Menschen nur Verdruss./ Unser Land verdient viel Bess’res/ als nur Filz und Tricksereien!/ Unser Land ist viel zu bunt,/ um auf Dauer schwarz zu sein!“

Beckstein-Herausforderer Franz Maget kann den Text schon mitsingen. „SPD macht Spaß“, verkündete der Chef der roten Landtagsfraktion am Dienstagabend im Münchner Hofbräukeller. Denn für die Sozis ist ihre Oppositionsrolle in Bayern manchmal wirklich nur mit viel Humor zu ertragen.

Ein roter Nockherberg

Aber den haben sie. Vor allem mit ihrem „Arbeitskreis Hohn und Spott“. Der ist ein Parlamentarier- Kabarett, das sich zu einem roten Nockherberg hochgearbeitet hat. Erstmals gehen sie durch ganz Bayern auf Tournee (Termine unter www.spdlandtag. de).

Gut zwei Stunden derbleckt das Quintett die CSU und zerfleischt die SPD – so, dass sich Nockherberg-Prediger Michael Lerchenberg eine Scheibe abschneiden könnte.

Die Absätze vorne

In der Parade-Rolle als Landtagsputzfrau räumt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Johanna Werner-Muggendorfer, unterstützt von Tourismussprecherin Gudrun Peters, auf und schont auch die eigene Partei nicht: „Der Maget hat’s ja ned leicht. Wenn er übers Wasser laufen tät, tätens alle sagen: Kann der nicht schwimmen?“ Für den Wahlkampf habe Maget die Devise ausgegeben, spottet sie: „In der SPD müssen jetzt alle die Absätze vorne hinmachen, damit alle meinen: Jetzt geht’s aufwärts.“

Über das CSU-Tandem Beckstein/Huber lästert sie: „Die Alten übernehmen die Macht. Da haben sie einen 66-Jährigen gegen 125 Jahre ausgetauscht.“ Bei der Landesbank überlegt sie: „Wie viele Transrapide muss Bayern einsparen, damit die Landesbankverluste ausgeglichenwerden?“ Für das Aus der Magnet- Schwebebahn hat sie eine einfache Erklärung: „Beckstein hätte die nur richtig übersetzen müssen: ,Maag need!’“

Eine Watschn für Kurt Beck

Als roter Stammtischgrantler setzt sich SPD-Hochschulsprecher Wolfgang Vogel sein persönliches Wiesn-Zelt auf. „Dann darf ich rauchen.“ Um die CSU macht er sich Sorgen nach deren Stimmen-Entzug bei der Kommunalwahl: „Wenn die noch einmal eine Wahl verlieren, dann darfst’ in Bayern auch wieder bsoffen Auto fahren.“ Auch seinen Parteichef Kurt Beck watscht er ab. In der SPD sei es wie in der Bibel: „Nach einem Willy Brandt kommen sieben Scharpings.“ Und: „Wenn ich den Kurt wiedersehe, sag ich ihm: Wer die Mitte verliert, soll doch den Rand halten.“

SPD-Arbeitsmarktsprecherin Christa Steiger brilliert als Türkisch- Frau Ayshe, die Deutsche werden will: „Mann im Ausländeramt sagen: Du Diktat schreiben! Ich fragen: Neue oder alte Rechtschreibung? Er sagen: Egal, er Legastheniker.“ Ihr Kopftuch verteidigt sie: „Mann sagen: Kopftuch gefährlich! Ich fragen: Wieso Merkel mit Kopftuch bei Papst nix gefährlich und Marga Beckstein mit Kopftuch in Abu Dhabi nix gefährlich?“

Liechtensteiner Polka

Für bissige Schlagertexte sorgt Jugend- und Europasprecher Linus Förster: Da singen sie die „Liechtensteiner Polka“, lassen Schoko-Münzen regnen und dichten den Sommer-Hit „Ab in den Süden“ um: „Schickt Beckstein nach Hause/ dem Stoiber hinterher./ Oh ja es geht.“

Da reißt es sogar manchen CSU-Getreuen für ein paar Sekunden vom Hocker. Wie sagte doch Franz Maget zur Begrüßung? „Die SPD macht Spaß.“

Angela Böhm

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