So könnte der Griechenland-Poker in Brüssel enden
Brüssel - Ist das die letzte Chance? Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage treffen sich an diesem Freitag die Finanzminister der Eurogruppe in Brüssel, um über einen Ausweg aus dem Schuldenstreit mit Griechenland zu beraten. Vier Möglichkeiten, was am Ende herauskommen könnte, im Überblick:
1. Deutschland und die anderen Europartner zwingen Griechenland zu weiteren Zugeständnissen. Das Hilfsprogramm wird inklusive der Spar- und Reformauflagen fortgeführt. Die Regierung des neuen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras muss ihr Wahlversprechen brechen, sich nicht mehr dem Diktat der Geldgeber zu unterwerfen.
Folge wäre wohl ein großes Aufatmen an den Finanzmärkten und in der Politik. Eine Verlängerung des Hilfsprogramms um sechs Monate würde Griechenland weitere Kredite sichern und das Land vor dem drohenden Staatsbankrott retten. Es könnte in aller Ruhe über weitere Unterstützung verhandelt werden.
2. Griechenlands Europartner akzeptieren einen Kompromiss. Das Hilfsprogramm wird fortgesetzt, bei den Spar- und Reformauflagen bekommt die Regierung in Athen allerdings mehr Freiraum. Das könnte allerdings für Misstöne in anderen Euroländern, wie zum Beispiel Portugal, sorgen, die für Finanzhilfen ebenfalls einen harten Sparkurs einschlagen mussten.
Folge wäre wohl eine ähnliche Erleichterung wie bei Variante 1. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und andere Geldgeber müssten aber zuhause erklären, warum sie Zugeständnisse gemacht haben. Wenn ihnen das nicht gelingt, könnte die Verlängerung des Hilfsprogrammes noch scheitern. In Ländern wie Deutschland muss das Parlament zustimmen.
3. Bei den Verhandlungen gibt es Fortschritte, aber keinen Durchbruch. Die Eurogruppe verständigt sich darauf, dass Experten weiter an einer Einigung arbeiten. Dann gibt es ein weiteres Eurogruppentreffen oder eine Telefonkonferenz.
Folge wäre eine Verlängerung der Zitterpartie. Die griechische Regierung muss allerdings damit rechnen, dass die Europartner zunehmend genervter sind.
4. Es kommt erneut zu großem Streit und die Verhandlungen werden endgültig für gescheitert erklärt. Griechenland, aber auch die Europartner gehen den Weg in eine äußert ungewisse Zukunft. Ein Staatsbankrott innerhalb weniger Wochen, vielleicht sogar ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone - alles wäre dann möglich.
Im Fall einer Staatspleite würde die griechische Regierung vermutlich versuchen zu erreichen, dass die Geldgeber auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Die Regierung von Tsipras hätte aber noch deutlich weniger politischen und finanziellen Handlungsspielraum als jetzt.
Sollte sich das Land für den Ausstieg aus der Eurozone (Grexit) und für die Rückkehr zur Drachme entscheiden, könnte die neue Währung das Land zwar wettbewerbsfähiger machen. Weil die neue Währung sofort massiv an Wert zum Euro und auch zum Dollar verlieren würde, würden allerdings Importe - und auch die bisherigen Schulden - deutlich teurer.
Die Griechen würden vorher aber wohl noch intensiver als schon jetzt ihre Euroguthaben abheben. Das könnte das griechische Bankensystem in die Knie zwingen. Die neue Währung würde Importe und damit auch das Leben der Griechen deutlich verteuern. Im schlimmsten Fall könnte Athen keine Sozialleistungen, Renten und Beamtengehälter mehr bezahlen. Neue Bürgerproteste wären vermutlich nur eine Frage der Zeit.
Alle, die Athen Geld geliehen haben, müssten weitere milliardenschwere Ausfälle verbuchen. Unternehmensbilanzen und die Haushalte defizitärer Euroländer würden zusätzlich belastet. Die Ratingagentur Standard & Poor's geht allerdings davon aus, dass der Ausstieg die Eurozone nur in einem verkraftbaren Umfang belasten würde.
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