Sinneswandel
Annette Zoch, AZ-Redakteurin, über den Mauerbau an AKW-Zwischenlagern
In Deutschland werden wieder Mauern gebaut. Nein, natürlich nicht zwischen Ost und West. Sondern um die Zwischenlager von Atomkraftwerken. Auf Druck der Behörden müssen die Energiekonzerne ihre Lager mit radioaktivem Müll jetzt einmauern. Das ist ja sehr interessant: Seit 10 Jahren, seit dem 11. September 2001, trommeln Anti-Atom-Verbände für mehr Sicherheit deutscher Atomkraftwerke.
Und seit 10 Jahren dürfen sich besorgte Anwohner und Umweltschützer von Politikern und Energiekonzernen anhören: Reine Panikmache, völlig überzogen, Deutschlands Atom-Anlagen sind super-sicher! Ja, was denn nun? Was hat die Einschätzung dieser Sicherheitslage so dramatisch verändert? Gibt es neue Erkenntnisse auf mögliche Angriffe gegen Atommüll-Zwischenlager? Das aber bleibt das Geheimnis der Behörden. Sie mauern in zweifacher Hinsicht.
Dabei kann sogar der Laie darauf kommen, dass die Zwischenlager nicht gut gesichert sind. Schon im Jahr 2010 hat die FH Hannover in einem Gutachten für Greenpeace vor einer unzureichenden Sicherung gewarnt: Nicht nur gegen Angriffe aus der Luft, auch gegen Attacken vom Boden aus seien die Anlagen nicht gewappnet.
Und immer wieder gelingt es Aktivisten von Greenpeace, sich an Kühltürmen abzuseilen oder Reaktorkuppeln zu beklettern. Dass nun etwas für mehr Sicherheit getan werden soll, ist gut. Die Menschen haben aber auch ein Recht darauf, zu erfahren, was diesen Sinneswandel ausgelöst hat.
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