Sigmar Gabriel warnt vor Lage wie in Frankreich: "2029 vielleicht in derselben Lage"

München - Kurz vor der entscheidenden zweiten Runde der Wahl in Frankreich hat der ehemalige deutsche Außenminister und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel davor gewarnt, dass sich Deutschland "2029 vielleicht in derselben Lage" wie die Franzosen heute befinden könnte.

In Frankreich droht der Partei von Präsident Emmanuel Macron ein dramatischer Machtverlust bei absoluter Mehrheit für Marine Le Pens rechtsnationalem Rassemblement National (RN). Es sei zudem "schade", dass es kein europäisches Zentrum gebe, weil Frankreich und Deutschland nicht miteinander funktionierten.

Beim Jahresempfang der IHK München und Oberbayern am Donnerstagabend mahnte Gabriel auch, Deutschland müsse mehr Wert auf seine "wirtschaftliche Attraktivität" legen. Nehme diese ab, "nimmt auch unsere Rolle in der Welt ab". Deutschland würde dann auch etwa für die USA unattraktiver.
"Handelsprobleme werden zunehmen"
Es sei daher gut, dass die EU sich künftig verstärkt der Wettbewerbsfähigkeit widmen und nicht mehr nur auf den "Green Deal" konzentrieren wolle, der das Erreichen der EU-Klimaschutzziele sichern soll.
Es sei wichtig, den "ökonomischen Fokus zurückzugewinnen". Denn, so der Vorsitzende der Atlantik-Brücke, unabhängig vom Ausgang der US-Wahl würden Handelsprobleme wie Protektionismus und gestörte Lieferketten zunehmen. Die alte Weltordnung, wie sie seit der Zeit nach 1945 herrscht, mit den USA als vorherrschende Macht und Einrichtungen wie den Vereinten Nationen, werde zudem von Ländern des Globalen Südens nicht mehr akzeptiert.