Sieben Jahre später
BAGDAD - Still und leise haben die letzten US-Kampftruppen den Irak verlassen. US-Präsident Obama löste damit eines seiner zentralen Wahlversprechen ein. Doch der Irak steht vor einer schweren Zukunft.
Als die Invasion begann, leuchtete der Himmel über Bagdad feuerrot. In der Nacht vom 20. März 2003 warfen die US-Kampfflugzeuge ihre ersten Bomben ab, der Lärm der Sirenen dröhnte durch die ganze Stadt. Trotz der Ablehnung vieler europäischer Staaten, darunter Deutschland, hatte US-Präsident George W. Bush den bewaffneten Kampf gegen den Diktator Saddam Hussein begonnen – zwölf Jahre nach dem ersten Irakkrieg startete seine „Operation Irakische Freiheit".
Bereits am 1. Mai 2003 verkündete Bush voreilig das Ende des Einsatzes, medienwirksam bei einem Showauftritt auf dem riesigen Flugzeugträger USS Lincoln. Doch der Krieg war noch lange nicht vorbei.
Das tatsächliche Ende erfolgte nun in aller Stille. Über sieben Jahre nach dem Einmarsch haben die letzten Kampftruppen am frühen Donnerstagmorgen den Irak verlassen – zwei Wochen vor dem angekündigten Abzugstermin. Es gab keine große Pressekonferenz, vielmehr wurde Stillschweigen vereinbart, um den Abzug der Soldaten nicht zu gefährden. Im Morgengrauen passierten die letzten Panzer hupend den Grenzübergang Chabari nach Kuweit. Dort angekommen, zeigten sich die Soldaten ausgelassen: Einige hielten selbstgemalte Schilder in die Kameras, worauf sie Nachrichten an ihre Familien geschrieben hatten. Die Botschaft: Bald sind wir wieder zu Hause.
Es war ein qualvoller Krieg, den die USA im Irak führten. Die US-Truppen wollten zügig die Hauptstadt Bagdad einnehmen, den Diktator Saddam Hussein fassen, das Land anschließend befrieden und in die Demokratie führen. Doch es dauerte alles viel länger.
Erst nach über einem halben Jahr wurde Hussein schließlich gefasst, seitdem gelang es den Alliierten nicht, die öffentliche Ordnung herzustellen. Zwar hat der Irak in Dschalal Talabani mittlerweile ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt, jedoch keine funktionierende Regierung. Noch immer verüben Milizengruppen wöchentlich Anschläge in den Städten. Erst am Dienstag kamen bei einem Attentat auf Armee-Bewerber in Bagdad 58 Menschen ums Leben. Im Mai wurden bei einer Serie von Anschlägen insgesamt fast 100 Menschen getötet.
Ganz ist der Irak noch nicht auf sich allein gestellt: Nach dem Abzug der US-Kampftruppen bleiben noch rund 50 000 Soldaten im Land. Am 1. September beginnt für sie die Operation „New Dawn“ (Neubeginn oder Morgendämmerung). Die Soldaten sollen zivile Projekte schützen, irakische Sicherheitskräfte militärisch ausbilden und bei der Terrorbekämpfung helfen. Bis Ende 2011 werden auch sie das Land verlassen.
Der geordnete Abzug war eines der zentralen Wahlversprechen von US-Präsident Barack Obama. Die Zustimmung der Bevölkerung für diesen Krieg war längst gesunken, Obama hatte nach seiner Wahl angekündigt, die Truppen möglichst bald nach Hause zu holen. „Wir halten das Versprechen, das wir gemacht haben. Unsere Kampfmission im Irak wird vorüber sein", sagte Obama kurz und knapp. Er machte daraus keinen PR-Coup, wie Bush es seinerzeit auf dem Flugzeugträger versuchte. Dabei kommen Obama positive Meldungen sehr recht – nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko und der sinkenden Zustimmung in Wirtschaftsfragen.
Für den Irak beginnt nun ein neues Kapitel. Die Iraker müssen nun größere Verantwortung für die Sicherheit im Land übernehmen, dabei sind die politischen Spannungen zwischen den religiösen und ethnischen Gruppen weiterhin ungelöst. Im vergangenen Jahr gelang es Selbstmordattentäter, bei Anschlägen vier politische Ministerien zu zerstören. Experten vermuten, dass der Abzug der US-Truppen für die Iraker um einige Jahre zu früh kommt.
cae
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