Sicherheit auf Flugreisen: Die nackte Wahrheit
Nach dem versuchten Attentat auf den Flug von Amsterdam nach Detroit gibt es eine lebhafte Debatte um Nacktscanner. Sie können Sprengstoff entdecken. Aber viele finden: Das geht zu weit
BERLIN/DETROIT Schuhe aus, Gürtel runter, und alle Flüssigkeiten im Handgepäck in kleinen Portionen im durchsichtigen Behälter: Wer diese Eincheck-Prozeduren schon anstrengend findet, der kann sich womöglich auf noch intimere Kontrollen am Flughafen einstellen. Denn das Beinahe-Attentat auf den Airbus-Flug von Amsterdam nach Detroit lässt jetzt die Debatte um den Nacktscanner wieder hochkochen. Durchleuchten statt ausziehen am Gate – ist das die Lösung? Die AZ klärt die wichtigsten Fragen.
Was bringt der Nacktscanner? Er kann Angezogene bis auf die Haut durchleuchten, so dass am Bildschirm Nacktbilder zu sehen sind. Das erleichtert die Suche nach am Körper verstecktem Sprengstoff oder Waffen, die nicht aus Metall sind – etwa Keramikmesser. Den Sprengsatz, den der verhinderte Flugzeugsprenger Umar Faruk Abdulmutallab an Weihnachten bei sich trug, hätte das Gerät also wohl entdeckt. Anders Gegenstände, die in Körperöffnungen eingeführt werden: Sie bemerkt auch der Scanner nicht.
Macht der Scanner den Flughafen zur Peepshow? Ja, und zwar noch dazu zu einer staatlich veranstalteten, befürchten Kritikerinnen wie die Linkspartei-Politikerin Petra Pau. Vor allem Frauen haben Vorbehalte gegen das Gerät, das einen immerhin am Bildschirm vor fremden Menschen virtuell „auszieht“. Viele Gegner solcher Durchleuchtungsaktionen halten sie für erniedrigend und für einen Verstoß gegen die Menschenwürde. Befürworter verweisen darauf, dass die Kontrolleure die Bilder mit unkenntlich gemachten Gesichtern und in einem anderen Raum sähen.
Sind die Scanner gefährlich? Es gibt Maschinen, die mit Röntgenstrahlen arbeiten, die Technik ist aber schon weiter: Die so genannten Terahertz-Strahlen kommen mit geringer oder gar keiner Strahlung aus.
Kommt der Scanner? Und wann? Die Geräte sind schon im Einsatz, es gibt sie sogar auf den beiden Flughäfen, die Abdulmutallab passierte, nämlich in Nigeria und Amsterdam sowie in den USA. Aber er wurde nicht mit ihnen kontrolliert. Bislang laufen sie auch vorwiegend im Testbetrieb. Die EU-Kommission wollte sie im vergangenen Jahr europaweit zulassen, zog dies aber wegen Protesten im EU-Parlament zurück. In Deutschland laufen Laborexperimente bei der Bundespolizei, aber keine offenen Feldversuche. Testergebnisse stehen noch aus.
Was sagen Sicherheitsexperten? Nach den Protesten gegen die Geräte geben sie sich bedeckt. Auch Polizeigewerkschafts-Chef Rainer Wendt sagt: „Nacktscanner gehen zu weit.“ Die Bundesregierung will testen, ob es möglich ist, nur Gegenstände, nicht aber den Körper auf dem Monitor sichtbar zu machen.mue