Sexismus bei der FDP oder unseriöser Journalismus?

Nach Stern-Bericht: Die Debatte um Rainer Brüderle geht weiter - die FDP im Schatten ihres neuen Spitzenkandidaten.
von  az

Nach Stern-Bericht: Die Debatte um Rainer Brüderle geht weiter - die FDP im Schatten ihres neuen Spitzenkandidaten.

Berlin - Die FDP liegt im aktuellen Polit-Barometer des ZDF bundesweit bei vier Prozent - als hätte es den Zehn-Prozent-Erfolg in Niedersachsen nicht gegeben. Die Bayern-FDP beginnt am Samstag mit ihrem Landesparteitag. Dies alles wird beim Blick in die politische Landschaft und in die Zeitungen durch die Aufregung um den Stern-Artikel, der FDP-Mann Rainer Brüderle Sexismus vorwirft, in den Schatten gestellt.

 So hat zum Beispiel der baden-württembergische FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke dem Stern unredlichen Journalismus vorgeworfen. Rülke sagte am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart: „Aus der ganzen Geschichte kann man mehr über den "Stern" als über Herrn Brüderle lernen.“

"Ein Kübel Unrat"

Das Magazin hatte über angebliche anzügliche Äußerungen von Bundestags-Fraktionschef Brüderle gegenüber einer Mitarbeiterin des Magazins berichtet. Rülke warf dem Magazin vor, dazu aufgerufen zu haben, in Niedersachsen nicht für die FDP zu stimmen, damit nach einem schlechten Wahlergebnis Parteichef Philipp Rösler durch Brüderle ersetzt werde. „Offensichtlich hatte man da schon diesen stinkenden Kübel an Unrat in der Schublade und erhoffte sich beim Auskippen maximale Wirkung, wenn Brüderle erst nicht nur Spitzenkandidat, sondern auch Parteichef ist“, sagte Rülke.

Im FDP-Machtkampf hatte sich Rösler zu Wochenbeginn gegen seinen Rivalen Brüderle durchgesetzt. Der 39-jährige Wirtschaftsminister und Vizekanzler bleibt Parteichef. Der 67-jährige Brüderle soll Spitzenkandidat im Bundestagswahlkampf werden.

Auch in den Medien wird die Stern-Geschichre kritisch gesehen: Im Tagesspiegel sagte Wibke Bruhns, die erste Nachrichtensprecherin im ZDF: "Die FDP hat einen neuen Spitzenkandidaten - das ist das Thema - und nicht die Probleme von Frau Himmelreich mit Herrn Brüderle. Der Stern hat hier eindeutig aus Kalkül gehandelt. Ihr Fazit: "Die Geschichte ist journalistisch unseriös."

Gegenüber einer Kuh ausfällig geworden?

Über den Stern lustig macht sich Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart. In seinem Newsletter schreibt er: "Mit zweideutigen Herrenwitzen soll FDP-Sturmspitze Rainer Brüderle eine Stern-Redakteurin behelligt haben. Auch gegenüber einer schleswig-holsteinischen Milchkuh sei der FDP-Fraktionschef mit der Bemerkung "Körbchengröße 90 L" negativ aufgefallen, berichtet die Illustrierte."

Steingart weiter": Jetzt fehlt nur noch, dass Stern-Chefredaktion und der Verband der Milchbauern einen Untersuchungsausschuss des Bundestages fordern. Vorschlag zur Güte: Vielleicht sollte man nach all den Bonsai-Affären mal wieder über Politik reden."

dpa, tha

 

 

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