Service für Sparer: Was tun, wenn alles fällt?

FRANKFURT/MÜNCHEN - Die Börsen gehen immer weiter runter. Gleichzeitig sinken die Zinsen. Sparer fragen sich: Wohin mit meinem Geld? Die AZ hat Experten dazu befragt.
Es soll ein heißes Frühjahr werden auf den Hauptversammlungen deutscher Konzerne – ein „Tanz auf dem Vulkan“. Den verspricht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz den Unternehmenschefs. Dividenden-Kürzungen wollen die Aktionärsschützer anprangern, überzogene Vorstandsbezüge und zu hohe Bonuszahlungen für Manager.
Von den sinkenden Aktienkursen ganz zu schweigen: Seit Anfang 2008 hat sich der Deutsche Aktienindex (Dax) mehr als halbiert. Gestern erholten sich die Kurse zwar etwas. Doch noch ist das Ende der Talfahrt nicht absehbar.
Gleichzeitig geht’s auch mit den Zinsen runter: Morgen dürfte die Europäische Zentralbank erneut ihren Leitzins senken. Viele Anleger fragen sich daher: Wohin mit meinem Geld? Experten geben in der AZ darauf Antwort.
Karin Baur, Finanztest: „Im Moment ist es schwierig, Geld langfristig anzulegen. Niemand weiß, wie’s mit den Zinsen und am Aktienmarkt weitergeht. Um Geld zu parken, bieten sich immer noch Fest- und Tagesgeldkonten an. Allerdings sollte man nicht alles auf eine Anlageform setzen. Von Aktien würde ich mich eher fernhalten. Es kann noch eine Weile runtergehen. Mittelfristig lässt sich aber wieder an einen Einstieg denken.“
Sigrid Herbst, Finanzberatung FMH: „Ich empfehle sechs- bis zwölfmonatiges Festgeld. Da gibt es viele Angebote mit drei bis vier Prozent Zinsen. Wer sich mit einer geringeren Einlagensicherung zufrieden gibt, bekommt auch mehr. Man muss sich aber schnell entscheiden: Die nächste Zinssenkung steht bevor. Ab Ende des Jahres dürften die Zinsen wegen der hohen Staatsverschuldung wieder anziehen. Deswegen sind zwölf Monate ein guter Anlagezeitraum.“
Karlheinz Kron, Partners Vermögensmanagement: „Wer etwas für drei bis fünf Jahre sucht, kann jetzt schon wieder in den Aktienmarkt einsteigen. Allerdings vorsichtig, nur mit einem Drittel der Summe, die man insgesamt in Aktien stecken möchte. Den Rest sollte man etappenweise investieren. Sinnvoll sind auch Firmenanleihen mit guter Bonität, etwa von VW. Die Laufzeit sollte nicht länger als bis 2012 sein. Ängstliche Anleger können physisches Gold kaufen – Barren oder Münzen. Aber höchstens für zehn Prozent der gesamten Anlagesumme.“
Klaus Fleischer, Bank-Professor Hochschule München: „Die Staaten verschulden sich, die Inflation wird steigen. Das bedeutet: Gold wird zum wichtigen Anlageprodukt. Sein Preis wird weiter steigen. Ein Drittel der Anlagesumme würde ich daher auf physisches Gold oder Gold-Zertifikate setzen. Das zweite Drittel geht in Unternehmensanleihen mit guter Bonität – etwa VW, Allianz oder Eon. Der Rest sollte in Immobilien fließen – zum Beispiel in offene Immobilienfonds mit gutem Rating.“
Constanze Hintze, Finanzdienstleistungen Svea Kuschel: „Derzeit muss die Vermögenssicherung an erster Stelle stehen. Das heißt für mich: In Staatspapiere investieren. Sie sind sicher und man hat das Geld dennoch gleich verfügbar, wenn man es braucht. Interessant sind Anleihen von Bund (etwa: 3,5 Prozent, Laufzeit bis April 2011) oder den Ländern (etwa: 3,125 Prozent, Land Bayern, Laufzeit bis Januar 2014). Wahlweise bieten sich Rentenfonds an, die in Staatspapiere investieren. Aktien auf jeden Fall links liegen lassen!“
A. Jalsovec