Seriosität ist gefragt
"Mit Hurra-Parolen allein ist bei der Wahl nichts zu holen." Der AZ-Chefreporter, Matthias Maus, über Udes Auftritt beim Aschermittwoch
Ach, was waren das wieder für muntere Sprüche beim politischen Aschermittwoch. Derb, gesalzen und mäßig lustig. Christian Ude hat sich da ein wenig zurückgehalten, und er hat gut daran getan.
Für Freunde des verlängerten Faschings ist die Holzerei sicher schön, aber für die langfristige politische Auseinandersetzung ist die niederbayerische Folklore eher nichtssagend, im schlimmsten Fall sogar kontraproduktiv. Das Wort von der „letzten Patrone“ mit der Seehofer vergangenes Jahr brillierte, und das er ausgerechnet beim sensiblen Thema Integration angebracht fand, das hängt ihm noch heute nach.
Dass Ude unterhaltsam, sicher auch polemisch sein kann, das hat der Hobby-Kabarettist hinlänglich bewiesen. Vermutlich hätte er das Zelt in Vilshofen noch mehr zum Kochen bringen können, doch er hat darauf verzichtet. Mit für derartige Veranstaltungen völlig untypischer Selbstkritik gibt Ude eine Richtung vor: Mit Hurra-Parolen und schierer Angriffslust ist bei der kommenden Wahl nichts zu holen. Das sollen seine Anhänger und möglichst auch die zwischenzeitlich euphorisierten SPD-Funktionäre nicht vergessen.
Zu sensibel ist Udes Allianz, zu komplex sind die Themen und zu angewidert ist auch das Publikum von Politik-Darstellern, die auf Knopfdruck den Landesvater, den Taktiker oder den Haudrauf spielen können. Seriosität, Nachdenklichkeit und ein paar Fakten sind nie verkehrt.
