„Seine Worte sind widerlich und skandalös“

Sein Mundwerk hat ihn schon manches Mal in Bedrängnis gebracht. Aber diesmal wirds eng: Thilo Sarrazin droht ein schnelles Karriere-Aus - Bundesbank und SPD wollen ihn loswerden
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FRANKFURT - Sein Mundwerk hat ihn schon manches Mal in Bedrängnis gebracht. Aber diesmal wirds eng: Thilo Sarrazin droht ein schnelles Karriere-Aus - Bundesbank und SPD wollen ihn loswerden

Für Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin (SPD) wird es eng. Nach den umstrittenen Aussagen zu in Deutschland lebenden Türken wurde am Wochenende sein Rücktritt gefordert.

Der Präsident der Bundesbank Axel Weber sagte, Sarrazin habe „der Reputation der Bundesbank“ geschadet, seine Äußerungen seien mit dem „Verhaltenskodex“ des Instituts nicht vereinbar. Für die üblicherweise sehr vorsichtigen Notenbanker ist dies ein heftiges Urteil - der Wirbel um Sarrazin erreichte ihn ausgerechnet auf einer Tagung in Istanbul. Dort musste er mit Bodyguards beschützt werden.

"Immer neue Kopftuchmädchen"

Thilo Sarrazin provozierte in einem Interview mit markigen Sprüchen. „Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine hohe Geburtenrate“, sagte Sarrazin. „20 Prozent der Berliner Bevökerung“ würden ökonomisch „nicht gebraucht, außer für den Obst- und Gemüsehandel“. Und: Die „hohe Zahl von Türken und Arabern“ in Berlin sei Ergbenis „falscher Politik“, sagte Berlins ehemaliger Finanzsenator. Er werde die nicht anerkennen, die den deutschen Staat nicht mögen, aber "immer neue Kopftuchmädchen produzieren".

Schärfer als Bankpräsident Weber wurde daraufhin die Bundesbankgewerkschaft. Jeder Mitarbeiter der Bank hätte in einem solchen Fall „mit schwersten dienstlichen Konsequenzen zu rechnen.“ Dass Sarrazin seinen Posten räume, sei deshalb schon aus „Gleichbehandlungsgrundsätzen“ geboten. Sarrazins Aussagen nannte die Gewerkschaft „ehrverletzend“.

"So ein Mensch kann nicht SPD-Mitglied sein"

Der Sozialdemokrat wird darüber hinaus von seiner eigenen Partei heftig kritisiert. Mehrere SPD-Politiker forderten seinen Parteiausschluss, die Berliner Bundestagsabgeordnete Eva Högl findet Sarrazin „in der Partei untragbar.“ Vural Öger (ebenfalls SPD) sagte: „Ich bin entsetzt, seine Worte sind widerlich und skandalös. So ein Mensch kann nicht SPD-Mitglied sein.“

Hakki Keskin, der Ehrenvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, nannte Sarrazin einen geistigen Brandstifter und stellte ihn in die Nähe von Rechtsradikalen. „Dies unterscheidet sich in nichts von gängier NPD-Propaganda.“

Neben dem Verlust von Amt und Partei könnte auf Sarrazin auch ein Verfahren zukommen. Das Berliner LKA prüft derzeit in Absprache mit der Berliner Staatsanwaltschaft, ob Sarrazin „Grenzen der Meinungsfreiheit“ überschritt.

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