Sein Fall ließ die CDU-Affäre auffliegen

Das Schmiergeldsystem, das die Republik erschüttert und Kohl vom Sockel gestürzt hat
Er fühlte sich als der Allergrößte und machte dabei die dümmsten Fehler: Karlheinz Schreiber selbst sorgte dafür, dass alles aufflog. In zwei Tischkalendern hatte er verschlüsselt Buch geführt über Schmiergeldzahlungen an deutsche Politiker und Manager. 1991 zerstritt er sich mit einem Geschäftspartner. Es kam zum Prozess. Die Schriftsätze waren so brisant, dass die Steuerfahnder neugierig wurden. Sie durchsuchten Schreibers Haus, entdeckten die Kalender und knackten deren Code aus Tarnnamen, Kürzeln und Kontobewegungen.
Die CDU-Spendenaffäre nahm ihren Lauf: Die Augsburger Staatsanwaltschaft erlässt im November 1999 Haftbefehl gegen Ex-CDU-Schatzmeister Walter Leisler Kiep. Er gesteht, dass er in einem Schweizer Einkaufszentrum einen Koffer mit einer Million Mark (500000 Euro) von Schreiber für die CDU bekam. Damit flog das Schwarzgeld-System der CDU auf – und Altkanzler Helmut Kohl vom Sockel. Er musste zugeben 2,1 MillonenMark(gut eine Million Euro), illegale Parteispenden erhalten zu haben. Von wem, sagt er bis heute nicht.
Schreiber hatte sich da schon in Kanada in Sicherheit gebracht. Nach einer Hausdurchsuchung in Kaufering im Oktober 1995 war er erst in die Schweiz und 1999 nach Ottawa (Kanada) geflohen.
Auch Ex-Rüstungsstaatssekretär Holger Pfahls, der seine Karriere als Büro-Chef und engster Vertrauter des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß gestartet hatte, tauchte fünf Jahre unter. Dann gestand er und bestätige Schreibers Schmiergeld-System. Sein Urteil: Zwei Jahre und drei Monate Haft.
Die Ex-Thyssen-Manager Jürgen Maßmann und Winfried Haastert gaben zu, von Schreiber Geld kassiert zu haben. Haastert bekam ein Jahr und acht Monate. Jürgen Maßmann zog vor den Bundesgerichtshof. Dessen Entscheidung steht noch aus.
Hinter Gittern wollten die Augsburger Ermittler vor allem Max Strauß sehen. Dem Sohn des früheren Ministerpräsidenten ordneten sie das Konto „Maxwell“ mit 2,6 Millionen Euro Schmiergeld zu. In erster Instanz wurde Strauß zu drei Jahren und drei Monaten Haft verknackt. In zweiter Instanz aber frei gesprochen. Der BGH hatte das Urteil aufgehoben. Er habe nicht über das Konto verfügen können. bö