Seehofers Weihnachten: Glühwürmchen & Zar Peter
Beim Weihnachtsabend mit Journalisten zieht Seehofer über seine Minister her
MÜNCHEN Nikolaus ist eigentlich schon vorbei – nicht aber für Horst Seehofer. Bei seinem traditionellen Weihnachtstreffen mit Journalisten im Café Reitschule packte er am Montagabend die Ruten aus. Der CSU-Chef lästerte ab über seine politischen Freunde und die eigenen Minister. Lob gab’s nur für zwei: „Über meine Bundeskanzlerin Angela Merkel lass’ ich nichts kommen.“ Und sich selber findet er auch ganz toll.
Auf seiner Runde von Tisch zu Tisch verhöhnte Seehofer Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Ex-Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) als „Glühwürmchen“, deren Leuchten nicht von langer Dauer ist. Dabei hat er sich auf seinem Parteitag im Oktober noch eine Rückkehr Guttenbergs gewünscht. Seinen Verkehrsminister Peter Ramsauer verspottete er als „Zar Peter“ beim Streit um den Donau-Ausbau. Die CSU habe hier zehn Jahre verschlafen. Über seinen Innenminister Hans-Peter Friedrich schimpfte er: „Mit so einem Minister müssen wir in den Wahlkampf.“ Der habe auf die Frage, ob er nun für oder gegen das NPD-Verbot sei, nicht mal mit Ja oder Nein antworten können. Er habe mit der Kanzlerin über das NPD-Verbot telefoniert, verriet Seehofer. „Ich hab ihr gesagt, dass ich wahrscheinlich der Einzige bin, der den Verbotsantrag überhaupt gelesen hat.“
"Das ist alles frei"
Gegen die FDP giftete er, dass ihr die Abschaffung der Praxisgebühr nichts gebracht habe: „Zwei Milliarden zum Kamin raus!“ Sich selbst pries er, die CSU habe seit seinem Amtsantritt eine Menge realisiert. Wenn er sich seine Regierungserklärung von 2008 anschaue, habe er alles gehalten, was er versprochen habe. Als „Sympathie-Anruf“ verspottete er die versuchte Einflussnahme seines CSU-Sprechers Hans-Michael Strepp beim ZDF, der danach zurücktreten musste. „Das ist alles frei“, sagte Seehofer übermütig in Anlehnung an seinen spektakulären Auftritt im heute-Journal, wo er nach dem offiziellen Interview erst richtig vom Leder zog und nachschickte: „Sie können das alles senden.“
Gestern im Kabinett machte Seehofer dann weiter. Seinen Finanzminister Markus Söder kanzelte er ab: Er haben noch nie „so viel Unzutreffendes über Griechenland gehört wie von ihm“. Seinen Bundesverkehrsstaatssekreteär Andreas Scheuer, der am Montag auf der Donau-Reise an Seehofers Seite war, machte er fertig: „Ein Lausbub, der erst mal ein Praktikum machen muss.“ Im Landtag lobte Seehofer anschließend eine Stunde lang seine Regierung und bat um Zustimmung zu seinem Haushalt: „Damit Bayern zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird.“