Seehofers Volksbefragung: Publikumsjoker
München - Könige haben schon immer gerne nachgefragt. Die einen bei den Göttern, andere bei einem Orakel. König Horst von Bayern sucht nun auch Rat. Er will künftig sein Volk bei Großprojekten befragen. Praktisch als Publikumsjoker. Mal hören, was die Bürgerinnen und Bürger im Freistaat so denken. Eine Art Meinungsumfrage.
Das erinnert fast ein bisserl an die Königin bei Schneewittchen, die den Spiegel fragte, weil nur der die Wahrheit sagte: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? So will auch Seehofer das Spiegelbild seiner Politik suchen. Was eine neue Beteiligung des Volkes sein soll, ist bei ihm nicht ohne Hintergedanken: So hatte im Nachbarländle die Opposition mit ihrer Wut über Stuttgart 21 den unvorstellbaren Umsturz geschafft.
Schon jetzt muss sich Seehofer den Quälgeistern, die als Folterinstrumente auch noch das Volksbegehren und den Volksentscheid haben, in manchen Dingen beugen. Wie bei der dritten Startbahn.
Den Wind aus den Segeln nehmen könnte er seinen Widersachern, indem er ihnen künftig zuvorkommt. Dann würden nicht nur die Münchner über ein solches Großprojekt entscheiden, sondern alle Bayern könnten ihre Meinung über relevante Vorhaben kundtun.
Das Volk befragen soll aber natürlich nur er dürfen. Für Seehofer ist das ein neues Herrschaftsinstrument, das er seinen Untertanen unter dem Deckmantel der Bürgerbeteiligung schmackhaft macht.
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