Seehofers Nachfolgerin - ein Dinosaurier

Der Naturschutzbund verleiht CSU-Ministerin Ilse Aigner den „Dinosaurier des Jahres“ für ihre „rückwärtsgewandte Klientelpolitik“. Die kontert.
Georg Thanscheidt |
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Wenig schmeichelhafte Auszeichnung: Naturschützer sehen Ilse Aigner als Dinosaurier - wegen ihrer "rückwärtsgewandten" Politik.
dpa Wenig schmeichelhafte Auszeichnung: Naturschützer sehen Ilse Aigner als Dinosaurier - wegen ihrer "rückwärtsgewandten" Politik.

BERLIN  Dass sie zu Größerem berufen ist, zeichnete sich ab – jetzt ist Noch-Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) das gleich von zwei Stellen bestätigt worden: Zum einen hat ihr der Naturschutzbund den Titel „Dinosaurier des Jahres 2012“ verliehen, mit dem seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Umweltsünder gebrandmarkt werden. Zum anderem hat ihr Partei- und Ministerkollege Peter Ramsauer die im kommenden Jahr nach Bayern zurückbeorderte Aigner zum idealen Nachfolger für Horst Seehofer ausgerufen. Eine Riesen-Echse als CSU-Ministerpräsidentin – das hat was...

Die unbeliebte Dino-Auszeichnung wird der gelernten Fernsehtechnikerin verliehen, weil „ihre rückwärtsgewandte Klientelpolitik den Prinzipien einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Politikgestaltung widerspricht“, sagte Naturschutzbund-Chef Olaf Tschimpke. Konkret nannte der Öko-Aktivist die umweltschädliche Agrarpolitik der CSU-Frau als einen Grund. Bei Ilse Aigner fänden nur die Agrarindustrie und der Bauernverband mit ihren Wünschen Gehör. Ihr Engagement für besseren Tierschutz sei enttäuschend, sie habe ein umweltverträglicheres Jagdrecht blockiert und sich nicht genügend für eine nachhaltige Fischereipolitik eingesetzt.

Das sieht Aigners Ministeriumssprecher Holger Eichele ganz anders: Nach seiner Auffassung müsse dem Naturschutzbund die „blinde Nuss des Jahres“ verliehen werden, weil er die Augen so fest vor der Wirklichkeit verschließe. Immerhin bekomme ein deutscher Bauer ab 2014 keinen Cent Regelförderung mehr, wenn er neben der Tierhaltung nicht auch noch seine Flächen nachhaltig bewirtschafte. Deutschland unterstütze das Ziel der EU für mehr Umweltleistungen in der Landwirtschaft. Deswegen sei die Dino-Auszeichnung für ihn ein „billiger PR-Gag“. Ob Aigner den Preis annehmen wird, ließ er offen.

Aigner ist die erste Frau, die den Preis erhält. Die 2,6 Kilogramm schwere Zinnfigur war zuletzt dem Ex-Chef der Energieunternehmens RWE, Jürgen Großmann, und dem Kreuzfahrtunternehmen Aida verliehen worden, weil dessen Schiffe noch mit schädlichen Schweröl fuhren. Der damalige Flotten-Chef Michael Thamm ließ sich die Echse in der Naturschutzbund-Zentrale in eine Plastiktüte einpacken und nahm sie mit.

Lob wurde Ilse Aigner hingegen vom Kabinettskollegen Peter Ramsauer zuteil. Im Interview mit der „Welt“ urteilte er: „Sie hätte hervorragende Voraussetzungen für das Amt der Parteivorsitzenden und Ministerpräsidentin. Sie bringt alles mit, was man sich an Anforderungen für das Aufgabenprofil vorstellt“, urteilte der Verkehrsminister.

Den hatte der bisherige Parteivorsitzende und Ministerpräsident Horst Seehofer erst kürzlich bei der Weihnachtsfeier als „Zar Peter“ verspottet – wegen seiner von Seehofer als unglücklich empfunden Rolle bei der Finanzierung des Donau-Ausbaus (AZ berichtete). Da kann ein Lob von Ramsauer für die Chefin des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern glatt zur Waffe werden.

Denn Seehofer hat sein Zugpferd zwar vor drei Monaten persönlich aus Berlin in den bayerischen Landtagswahlkampf zurückbeordert und viele sehen sie dadurch als Favoritin für die Seehofer-Nachfolge. Das sei aber erst 2018 – also zur übernächsten Landtagswahl – ein Thema, hatte Seehofer noch bei der Vorstellung seine Personal-Rochade verkündet.

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