Seehofer: "Wir können uns nur selber schlagen"
Kreuth – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer schwebt nach seinem Umfragehoch: Mit sonorer Stimme und väterlichem Ton erklärt er den CSU-Landtagsabgeordneten zum Abschluss der Klausur in Kreuth feierlich: „Wir sind alle privilegiert, weil wir das bayerische Volk vertreten dürfen.“ Mit einer Stimmungsrede versucht er ihre Seelen zu erreichen. „Wir sind wieder wer.“ Und: „Bayern ist was Besonderes.“ Er lobt den Freistaat: „Bayern ist eine problemfreie Zone.“ Er preist seine Partei: „Die CSU ist die vitalste Volkspartei Europas.“ Er zelebriert die Umfrage, die das Bayerische Fernsehen am Abend zuvor publik gemacht hat (AZ berichtete).
Ein besseres Zeugnis hätten ihm die Bayern wohl nicht ausstellen können: Die Partei legt auf 49 Prozent zu. Seehofer mit persönlichen Traumwerten. Die CSU ist wieder stark. Die CSU ist wieder gut. Die CSU ist er. Das soll seine Botschaft aus Kreuth sein.
Gefahr droht nur aus dem eigenen Lager, warnt Seehofer die CSU-Abgeordneten. "Wir können uns nur selber schlagen." Kurz nach Bekanntwerden der Umfrage hatten Fraktionsmitglieder in Kreuth schon gewitzelt: „Wir sind nicht gefragt worden, sonst wäre das Ergebnis anders ausgefallen.“ Kritik aus den eigenen Reihen will Seehofer ersticken. Nichts soll nach außen dringen. Schon gar nicht solche brisanten Papiere wie von seiner Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, in denen sie eine Energiewende auf Pump vorschlägt.
Bei seinem Neujahrsempfang in der Residenz machte Seehofer der AZ erst mit seiner rechten Hand deutlich, was passiert, wenn er jemanden dabei erwischt: Kopf ab. Dann setzte er nach: „Der fliegt sofort.“
In Kreuth lästert er genervt über die Medien, die sich nur auf die Diskussion um seine Nachfolge stürzen würden und behaupten, in Berlin sei die CSU schwächer geworden. „Die wollen uns nur spalten“, trichtert er seiner Truppe ein.
Gespalten ist Seehofer bei der Volksbefragung, die er so propagiert. Offenbar soll’s die nur geben, wenn er selbst etwas vom Volk wissen will. Eine Befragung zur Energiewende in Bayern, die die SPD nach Aigners Milliarden-Schulden-Konzept nun fordert, lehnt er empört ab: „Das ist mir schleierhaft.“ Für die Energiewende sei der Bund zuständig. Und der zuständige Bundesminister Sigmar Gabriel werde kommende Woche sein Konzept zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vorlegen.