Seehofer weist Rückzugsgedanken zurück

Der Drang in der CSU hin zu Karl-Theodor zu Guttenberg ist offensichtlich stark. So stark, dass offen über einen Verzicht von Parteichef Seehofer auf den Vorsitz spekuliert wird. Seehofer weist das jedoch zurück.
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Horst Seehofer
dpa Horst Seehofer

MÜNCHEN/BERLIN - Der Drang in der CSU hin zu Karl-Theodor zu Guttenberg ist offensichtlich stark. So stark, dass offen über einen Verzicht von Parteichef Seehofer auf den Vorsitz spekuliert wird. Seehofer weist das jedoch zurück.

CSU-Chef Horst Seehofer hat angebliche Pläne über einen Amtsverzicht zugunsten von Karl-Theodor zu  Guttenberg zurückgewiesen. Nach eigenen Angaben will Seehofer bei der nächsten Wahl wieder als Parteivorsitzender antreten. „Natürlich, eindeutig“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Donnerstagabend in Berlin. „Das Gerede darüber wird allmählich langweilig und lächerlich.“

Die „Bild“-Zeitung hatte unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle berichtet, Seehofer habe in Absprache mit dem CSU- Verteidigungsminister seine mögliche Bereitschaft zum Verzicht auf den Parteivorsitz 2011 erklärt, falls die Umfragewerte nicht aus dem Keller kommen.

Nach dem neuen Deutschlandtrend des ARD-„Morgenmagazins“ kommt die Union nur noch auf 31 Prozent (minus 1 Punkt) und die FDP verharrt bei 5 Prozent. SPD und Grüne können je einen Punkt zuliegen und erreichen nun 28 beziehungsweise 21 Prozent. Dies reicht für die absolute Mehrheit, da die Linke bei 10 Prozent landet.

Guttenberg wird schon seit einigen Monaten von vielen in der CSU als kommender Vorsitzender gesehen. Manche CSU-ler scherzen sogar, das sei „unvermeidlich“. CSU-Landtagsabgeordnete in München werteten die Zeitungsmeldung nicht als Anzeichen, dass es eine solche Absprache tatsächlich gibt. „Vorstellbar ist alles, aber ich glaub's nicht“, sagte ein CSU-Mann. Der Bericht gilt aber als klares Indiz, dass interessierte Kreise Druck auf Seehofer machen.

Nach verbreiteter Einschätzung in der Partei hat vor allem der Berliner CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich eine Achse mit Guttenberg gebildet. Er stammt wie Guttenberg aus Oberfranken.

Hintergrund des Berichts sind die anhaltend schlechten Umfragewerte der gesamten Union im Bund wie auch der CSU in Bayern. Die Zustimmungswerte der CSU haben in den vergangenen zwei Jahren seit Seehofers Amtsantritt eher ab- als zugenommen. Sie lagen in den jüngsten Umfragen um die 40 Prozent.

Guttenberg gilt wegen seiner großen Popularität als weit besserer Stimmenfänger als der Parteivorsitzende. „Das registriert Seehofer auch“, sagte ein CSU-Mann. Aktuell steht die Frage eines Wechsels im Parteivorsitz nicht auf der Tagesordnung, da der CSU-Chef erst 2011 beim übernächsten großen Parteitag zur Wahl steht. Dann stellt die CSU bereits die ersten personellen Weichen für den Bundes- und den Landtagswahlkampf 2013.

Die Dominotheorie

Vermengt wird die Diskussion mit dem Schicksal von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In der CSU kursiert seit Monaten eine Dominotheorie: Wenn die Union im Super-Landtagswahljahr 2011 mit seinen sechs Wahlen Baden-Württemberg und andere Länder verlieren sollte, würde auch Merkel stürzen. Unter Umständen käme dann Guttenberg sogar als Kanzler in Betracht.

Guttenberg bestritt am Donnerstagabend im „Heute Journal“ des ZDF jedoch, Ambitionen auf das Kanzleramt zu haben. „Ich weise immer wieder darauf hin, dass ich mich gerade mal anderthalb Jahre in der ersten oder zweiten Reihe, vielleicht sogar eher in der dritten Reihe der Politik befinde, und da wäre es völlig anmaßend über Dinge nachzudenken, über die manche in bizarren Gedankenwelten gerade nachdenken.“ Er konzentriere sich einzig auf sein Amt als Verteidigungsminister und die Umsetzung der Bundeswehrreform.

Die Junge Union sieht Guttenberg als Hoffnungsträger. „Karl- Theodor zu Guttenberg spricht mit seiner hohen Glaubwürdigkeit viele Nichtwähler und frühere Stammwähler an, so dass er in ganz kurzer Zeit ein unverzichtbarer Hoffnungsträger geworden ist“, sagte der Chef der Nachwuchsorganisation, Philipp Mißfelder, der „Leipziger Volkszeitung“. Das CDU-Präsidiumsmitglied zeigte in der „Saarbrücker Zeitung“ (Freitag) aber Verständnis für CDU-Chefin Merkel. Es sei nicht ihre Aufgabe, nur einen Flügel zu repräsentieren.

(dpa)

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