Seehofer und die One-Man-Show
Seehofers Selbstinszenierung: Im Kloster sagte er am Mittwoch schon mal: „Ja, ich bin bereit“. Ein ausgeklügeltes Schauspiel in fünf Akten. Aber dann ging in Banz erstmal das Licht aus.
Bad Staffelstein - Er hat es inszeniert wie eine Hochzeit, bei der die Braut ihren Bräutigam zappeln lässt. Die erst noch Familie und Freunde um Rat fragt, bevor sie endlich Ja sagen wird. Obwohl sie die Messe längst bestellt und das Brautkleid schon im Schrank hat. Am Mittwoch trat Horst Seehofer nun in Kloster Banz bei der Klausur der Landtagsfraktion vors Standesamt und sagte: „Ja, ich bin bereit, mit Euch in diesen Kampf zu ziehen.“
Er sei nun bereit die CSU in den Wahlkampf zu führen. Das Pech: Zuvor ging bei der CSU das Licht aus. Sie konnte ausgerechnet ihren Aufbruch in das neue Zeitalter „Bayern 3.0“ nicht mehr in die Welt senden. Trotz Glasfaserkabel, das für 50 000 Euro ins Kloster verlegt worden war für eine Highspeed-Internetverbindung. Im nahen Lichtenfels war eine Stromleitung durchtrennt worden. Hoffentlich geht dann wenigstens die Krönung nächstes Jahr im gleißenden Scheinwerferlicht über die Bühne: Vor dem Altar der Schwarzen, auf dem Parteitag, will Seehofer sein Ja besiegeln lassen.
Da darf ihn dann seine ganze Partei aufs Schild heben. Die Dramaturgie einer One-Man- Show. Mit der hat Seehofer bei der Klausur der CSU-Fraktion, zu der er gar nicht gehört, alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Für den Ministerpräsidenten ist die Landtagswahl eine Uraufführung. Denn die Wähler hatten ihn 2008 nicht auf den weiß-blauen Thron gehoben. Da war sein Name auf keinem Wahlzettel zu finden. Ein Landtagsmandat hat er nicht. Nun muss er sich zum ersten Mal dem Wähler stellen.
Erster Akt: Zögern! Die Familie wurde einsgespannt, um grünes Licht zu geben. Sein Arzt auch.
Zweiter Akt: Auf Nummer sicher gehen! Am 9. September ließ er sich den für ihn zusammengezimmerten Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen übertragen. Obwohl er zuvor versichert hatte, er wolle keinen eigenen. Der aber ist die Garantie für den Einzug ins Parlament.
Dritter Akt: Der Retter! Schönen Umfragewerte sollen beweisen, dass er die CSU aus dem tiefen Tal geführt hat. Dafür engagierte er gleich zwei Meinungsforscher, die ihm am Dienstag attestierten, dass er einen Riesenvorsprung vo Christian Ude (54:34) hat, seine CSU auf 47 Prozent gestiegen und die Alleinherrschaft wieder zum Greifen ist.
Vierter Akt: Der große Tag! Am Mittwoch in Banz hielt Seehofer am Nachmittag erst vor den 92 Abgeordneten seine „Grundsatz-Rede“ und endete mit den Worten auf die alle gewartet haben: "Ja, ich bin bereit, mit Euch in den Kampf zu ziehen." Dann ließ er sich von der Fraktion mit Standing Ovations aufs Schild heben.
Fünfter Akt: Die Krönung im nächsten Jahr! Eigentlich war sie für den 21. Oktober 2012 in der Münchner Messe geplant. Aber Seehofer hat sie abgesagt. Denn einen Tag später lässt sich sein Herausforderer Christian Ude in Nürnberg krönen. Und von dem wollte Seehofer sich an diesem Wochenende die Show nicht stehlen lassen.
Bayern ist das einzige Bundesland, das nicht eine Liste für das gesamte Wahlgebiet hat, sondern sieben. Eine für jeden Bezirk. Seehofer kann also nur als Nummer eins in Oberbayern antreten. Hier wohnt ein Drittel der Wähler. Alle anderen, von Schwaben bis Oberfranken, können ihn nicht ankreuzen.
Jeder Wahlberechtigte hat zwei Kreuze: Eines für den Stimmkreis. Den hat sich Seehofer schon mit Schrobenhausen-Neuburg gesichert. Eines für die Liste. Hier sammeln die Parteien Zweitstimmen, die mit den Erststimmen zusammengezählt werden. So haben auch Kandidaten eine Chance auf ein Mandat, die keinen eigenen Stimmkreis haben.
2008 brachte die CSU über diesen Weg nur Justizministerin Beate Merk (Schwaben) und Landtagspräsidentin Barbra Stamm (Unterfranken) ins Parlament. Oberbayern schaffte keinen einzigen.
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