Seehofer und die Befehlsverweigerung

Seehofer wollte einen Minister aus Bayern nach Berlin schicken. Aber keiner ging.
von  Angela Böhm
Horst Seehofer
Horst Seehofer © dpa

Seehofer wollte einen Minister aus Bayern nach Berlin schicken. Aber keiner ging.

MÜNCHEN/BERLIN Der Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg wird zum Problemfall für Horst Seehofer. Seine Truppe verweigert ihm den Befehl. Erst lehnte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ab, ins Verteidigungsministerium abkommandiert zu werden. Dann meuterten die bayerischen Minister, als einer von ihnen nach Berlin marschieren sollte: Innenminister Joachim Hermann, Umweltminister Markus Söder und Finanzminister Georg Fahrenschon bockten und gaben ihm einen Korb. Zuletzt blieb nur noch Landesgruppen-Chef Hans-Peter Friedrich, der sich zuerst auch weigerte. Er wird nun in Merkels Kabinett der neue Innenminister.

Total angefressen kam Seehofer am Mittwoch in die CSU-Fraktion. Zuvor hatte er Herrmann, Söder und Fahrenschon in der Staatskanzlei antreten lassen. Offensichtlich wollte er sich einen aus dem Kronprinzen-Zug vom Halse schaffen und elegant in Berlin entsorgen. Alle drei lehnten ab.

Gleich nach dem Rücktritt von KTG hatte er seine CSU-Minister zusammengerufen und gefragt: „Wer hat gedient?” Seehofer wollte unbedingt eine „bayerische Lösung” und auf die CSU-Landesgruppe im Bundestag „keine Rücksicht” nehmen. Der könne man es eh nicht recht machen, giftete er. Die habe schon Ilse Aigner und Guttenberg nicht gewollt.
Er bedaure sehr, dass alle ablehnen, keifte Seehofer, weil er in Bayern gerne eine größere Kabinettsumbildung gemacht hätte. Da ist Seehofer nachtragend. Die werden noch dran glauben müssen, denen ihre Pfründe wichtiger sind, als die politischen Interessen, soll er im kleinen Kreis gedroht haben.

Die CSU-Landtagsfraktion ließ Seehofer eiskalt auflaufen. Er hätte gewollt, dass Herrmann als Innenminister nach Berlin geht, erklärte er ihr. Pause. Keine Hand rührte sich. Seehofer: „Aber Herrmann bleibt lieber in München.” Rasender Beifall. Das ärgerte Seehofer noch mehr.

Mit seinem neuen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hatte Seehofer schon in der Vergangenheit seine Probleme. Der Jurist mit zweitem Staatsexamen, der nebenbei auch noch Wirtschaftswissenschaften studiert hat, lässt sich nämlich aus München nichts befehlen. Der Freund von Karl-Theodor zu Guttenberg, der aus seinem Nachbarwahlkreis kommt, gilt als ruhiger und besonnener Strippenzieher. Er ist keiner, der laut und polemisch los poltert und auf Krawall gebürstet ist. Gelernt hat Friedrich das politische Handwerk an der Seite von Michael Glos, der sein Amt als Wirtschaftsminister wegen Seehofer hingeworfen hatte. 

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