Seehofer sucht Heimat-Minister

Mit seinem Plan überrascht er die eigene CSU. Dort wird nun gerätselt: Will er damit seinen Innenminister Herrmann rasieren? Mit Kommentar von AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm.
Angela Böhm |
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Bayerntümelei für die Wähler: Seehofer setzt jetzt alles auf Patriotismus und die alte Partei-Formel „Bayern = CSU“
Montage: Monika Hoffmann Bayerntümelei für die Wähler: Seehofer setzt jetzt alles auf Patriotismus und die alte Partei-Formel „Bayern = CSU“

Mit seinem Plan überrascht er die eigene CSU. Dort wird nun gerätselt: Will er damit seinen Innenminister Herrmann rasieren?

MÜNCHEN - Wer hat’s erfunden? Die imposanten Alpen, smaragdgrünen Seen, saftigen Wiesn, den weiß-blauen Himmel? Wenn’s nach der CSU ginge, war das nicht der liebe Gott: Die „Vorstufe zum Paradies“, wie Seehofer sein Bayern nennt, haben die Bürger nur ihr zu verdanken.

Jahrzehntelang bläute sie den Wählern ihre Formel ein: „Bayern = CSU“. Seit der letzten Landtagswahl aber hat auch der Letzte gemerkt, dass der Freistaat nicht untergeht, wenn die CSU nicht mehr alleine regiert.

AZ-Meinung: Seehofers Heimat-Ministerium: Holla-rä-di-rü-di-rü!

Jetzt zieht Seehofer wieder die Patriotismus-Karte: Er verspricht ein Heimat-Ministerium für Bayern - wenn die CSU am 15. September die Wahl gewinnt.

Mit dieser Ankündigung hat der Ministerpräsident am Wochenende alle überrascht. Selbst seine eigene Partei. „Kein Mensch hat’s gewusst. Mit keinem hat er geredet. Es mit niemanden abgesprochen“, heißt es in der Landtagsfraktion. „Das ist die neue Mitmachpartei CSU“, schüttelt ein Vorständler den Kopf.

Nun rätseln alle, was Seehofer mit seinem Heimat-Ministerium, das manchem nicht so leicht über die Lippen geht, und am Wochenende schnell mal zum „Heimat-Museum“ wurde, ausrichten möchte. Will er etwa seinen Vize Joachim Herrmann rasieren, wird in der CSU schon spekuliert. Der Innenminister ist auch für die Kommunen zuständig und müsste den ganzen Bereich abgeben.

Herrmann ist aber auch Bauminister. In den vergangenen Wochen hatte sich Seehofer über ihn geärgert, weil seine Wahlkampf-Initiative Wohnungspolitik, mit der er die SPD kontern will, nicht richtig in die Gänge kommt.

Auf dem Kommunalkongress der CSU in Nürnberg landete er am Samstag seinen Überraschungscoup. Dort kündigte der Regierungschef sein neues Ministerium für Heimat und Selbstverwaltung an.

Staunen in der CSU: „Das ist ein Rückfall in die 70er Jahre".

 

Es soll für mehr Bürgernähe sorgen, die Verwaltung des Freistaates unbürokratischer und effektiver machen. „Heimat“ soll im Landtagswahlkampf zum Schlüsselbegriff werden. „Der ländliche Raum ist für uns die Heimat. Und wir wollen der Heimat mehr Rechte geben, dass sie sich selbst verwaltet“, säuselte Seehofer vor den Kommunalpolitikern. Heimat sei Gegenstück zur Globalisierung und zur Zentralisierung. Die örtlichen Politiker müssten mehr Gestaltungsmöglichkeiten erhalten.

Seine neue Liebe für den ländlichen Raum hat einen Grund: Dort muss die CSU ihre Stimmen bei der Landtagswahl holen. In den Städten hat sie massive Probleme.

„Das ist inzwischen wie im Zirkus, wo der Direktor meint, er muss jede Woche einen Knaller bringen“, wundert sich ein führender CSU-Mann. Allerdings könne man Bürokratie nicht abbauen, indem man erst mit einem extra Ministerium neue aufbaue. Ein Heimat-Ministerium sei ein Rückfall in die 70er Jahre.

Nun tut Seehofer das, was er immer tut. Er wartet auf die Reaktionen. Gibt’s keinen Applaus, lässt er seine Idee schnell wieder in der Versenkung verschwinden. [AUTOR_ENDE]<QM>bö

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