Seehofer ruft zum Frieden auf: Der Tag der Brüderlichkeit

Bis aufs Messer hatten die Münchner CSUler mit ihren Parteifreunden in Berlin gestritten. Nun ruft der Vorsitzende Horst Seehofer zum Frieden auf – und hofft, dass der wenigstens bis zum Abend hält.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Gestörte Kommunikation: Seehofer und Hans-Peter Friedrich.
dpa Gestörte Kommunikation: Seehofer und Hans-Peter Friedrich.

Bis aufs Messer hatten die Münchner CSUler mit ihren Parteifreunden in Berlin gestritten. Nun ruft der Vorsitzende Horst Seehofer zum Frieden auf – und hofft, dass der wenigstens bis zum Abend hält.

MÜNCHEN Wenn es nach Horst Seehofer geht, läuft derzeit alles „gut“ für die CSU. Bei Tafelspitz und Petersilkartoffeln schwärmt er im Vorstand seiner Partei: „Wir sind gut aufgestellt! Das Jahr ist gut angelaufen!“ Für viele in der Runde klingt das nach „Pfeifen im Walde“. Denn nichts ist mehr gut bei den Christsozialen. Es wird gestritten bis aufs Messer. Nicht nur in der Berliner Koalitionsregierung – auch in der CSU selbst. Hier kämpfen die Bayern gegen die Berliner. Die CSU gegen die CSU. Jeder gegen jeden.

Am Sonntag hat Horst Seehofer in Augsburg die bundesweite Woche der Brüderlichkeit eröffnet. Am Montag in der Münchner Landesleitung schlägt Ober-Rambo Markus Söder auch eine „Woche der Brüderlichkeit“ in der CSU vor. „Nicht nur eine Woche“, hofft Seehofer. Er träumt von „Monaten“, ja, von einer ganzen „Epoche der Brüderlichkeit“. In der Runde flüstern sich mächtige CSU-Bezirksfürsten süffisant zu: „Jetzt haben wir uns alle wieder lieb.“

Seehofer findet schnell zur Realität: „Zumindest bis heute Abend soll die Brüderlichkeit halten.“ Landtagsfraktionschef Georg Schmid fordert alle auf, künftig nur noch nett übereinander zu reden. „Ausgerechnet der“, giftet ein Vorständler. Die Fronten bleiben verhärtet, trotz alle Beschwichtigungsversuche.

Ausgelöst hatte den jüngsten Krach Bayerns Gesundheitsminister Söder. Er stellte den Koalitionsvertrag in Frage: „Das sind nicht die zehn Gebote.“ Söder und Seehofer wollen eine Kopfpauschale verhindern. Diese „Störfeuer“ aus Bayern lässt sich der CSU-Landesgruppenchef in Berlin, Hans-Peter Friedrich, nicht länger bieten. Während Seehofer den Streit für beendet erklärt („das ist schon wieder alles Geschichte“), rückt Friedrich im Vorstand keinen Zentimeter ab und erhält dafür mehr Applaus als der Parteichef.

Seehofer will künftig häufiger in Berlin präsent sein und dafür sogar die heilige wöchentliche Kabinettssitzung in München verlegen. Er beschwört die Aktionseinheit der Partei, fordert ein, niemand dürfe jetzt destruktiv sein. Auch nicht beim Nockherberg. „Wir müssen als CSU aufpassen, dass wir nicht als die dastehen, die keinen Spott mehr ertragen.“ Die umstrittene Rede des „Bruder Barnabas“ war ja auch nur ganz brüderlich gemeint. Angela Böhm

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.