Seehofer ruft zum Frieden auf: Der Tag der Brüderlichkeit
Bis aufs Messer hatten die Münchner CSUler mit ihren Parteifreunden in Berlin gestritten. Nun ruft der Vorsitzende Horst Seehofer zum Frieden auf – und hofft, dass der wenigstens bis zum Abend hält.
MÜNCHEN Wenn es nach Horst Seehofer geht, läuft derzeit alles „gut“ für die CSU. Bei Tafelspitz und Petersilkartoffeln schwärmt er im Vorstand seiner Partei: „Wir sind gut aufgestellt! Das Jahr ist gut angelaufen!“ Für viele in der Runde klingt das nach „Pfeifen im Walde“. Denn nichts ist mehr gut bei den Christsozialen. Es wird gestritten bis aufs Messer. Nicht nur in der Berliner Koalitionsregierung – auch in der CSU selbst. Hier kämpfen die Bayern gegen die Berliner. Die CSU gegen die CSU. Jeder gegen jeden.
Am Sonntag hat Horst Seehofer in Augsburg die bundesweite Woche der Brüderlichkeit eröffnet. Am Montag in der Münchner Landesleitung schlägt Ober-Rambo Markus Söder auch eine „Woche der Brüderlichkeit“ in der CSU vor. „Nicht nur eine Woche“, hofft Seehofer. Er träumt von „Monaten“, ja, von einer ganzen „Epoche der Brüderlichkeit“. In der Runde flüstern sich mächtige CSU-Bezirksfürsten süffisant zu: „Jetzt haben wir uns alle wieder lieb.“
Seehofer findet schnell zur Realität: „Zumindest bis heute Abend soll die Brüderlichkeit halten.“ Landtagsfraktionschef Georg Schmid fordert alle auf, künftig nur noch nett übereinander zu reden. „Ausgerechnet der“, giftet ein Vorständler. Die Fronten bleiben verhärtet, trotz alle Beschwichtigungsversuche.
Ausgelöst hatte den jüngsten Krach Bayerns Gesundheitsminister Söder. Er stellte den Koalitionsvertrag in Frage: „Das sind nicht die zehn Gebote.“ Söder und Seehofer wollen eine Kopfpauschale verhindern. Diese „Störfeuer“ aus Bayern lässt sich der CSU-Landesgruppenchef in Berlin, Hans-Peter Friedrich, nicht länger bieten. Während Seehofer den Streit für beendet erklärt („das ist schon wieder alles Geschichte“), rückt Friedrich im Vorstand keinen Zentimeter ab und erhält dafür mehr Applaus als der Parteichef.
Seehofer will künftig häufiger in Berlin präsent sein und dafür sogar die heilige wöchentliche Kabinettssitzung in München verlegen. Er beschwört die Aktionseinheit der Partei, fordert ein, niemand dürfe jetzt destruktiv sein. Auch nicht beim Nockherberg. „Wir müssen als CSU aufpassen, dass wir nicht als die dastehen, die keinen Spott mehr ertragen.“ Die umstrittene Rede des „Bruder Barnabas“ war ja auch nur ganz brüderlich gemeint. Angela Böhm