Seehofer nimmt Auszeit im Frauenkloster

Horst Seehofer und seine Frau Karin suchen nach innerer Einkehr. Ostern verbringen sie bei den Zisterzienserinnen  
von  Angela Böhm

Horst Seehofer und seine Frau Karin suchen nach innerer Einkehr. Ostern verbringen sie bei den Zisterzienser

MÜNCHEN Beten, schweigen, ruhen, lesen: In einem Frauenkloster will sich Ministerpräsident Horst Seehofer eine Auszeit nehmen. Über die Osterfeiertage zieht er sich mit Ehefrau Karin zu Exerzitien hinter die mittelalterlichen Mauern der Zisterzienser in Waldsassen in der Oberpfalz zurück. Gemeinsam wollen sie an der viertägigen Osterliturgie um die Kreuzigung und Auferstehung Jesus teilnehmen.

Auf weltlichen Luxus aber müssen die Seehofers bei ihrer inneren Einkehr nicht verzichten. Statt in einer einfachen Zelle logieren die Gäste in der prunkvollen Abtei in einer Maisonette-Suite unterm historischen Dachstuhl. Die Klosterküche ist sogar vom Feinschmecker-Führer Gault Millau empfohlen. Da lässt’s sich schon aushalten bei den „Tagen der Waldsassener Ruhe, einer AusZeit der besonderen Art“. So wirbt das Frauenkloster, das auch männlichen Gästen offensteht.

Der Gründonnerstag beginnt mit der Feier des „Letzten Abendmahls“ mit den Zisterzienser im Chorgestühl der Stiftsbasilika. Am Karfreitag spielt ab 20 Uhr die „Grabmusik“ in der Basilika. Die Osternacht wird am Samstag ab 21 Uhr in der barocken Klosterkirche zelebriert. Horst Seehofer ist im Klosterleben schon geübt. Bisher aber suchte er immer Zuflucht bei den Benediktiner-Mönchen in Plankstetten. Dort ließ er sich die Seele streicheln, als ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel 2004 nicht mehr in ihrer Nähe haben wollte und er den Fraktionsvize-Posten abgeben musste, weil er bei Merkels Kopfpauschale nicht mitmachte.

„Nirgendwo kann ich die Möbel in meinem Kopf besser ordnen als in einem Konvent“, sagte Seehofer damals. „Man lernt bei den Mönchen loslassen von Zwängen.“ Immer wieder zog es ihn ins Kloster zurück, zu seinem Vertrauten, dem Benediktiner-Pater und Bischof Gregor Maria Hanke, der damals Abt des Klosters war. Mal schauen, was Seehofer nun bei den Schwestern lernt. „Ich weiß schon, was ich mir da alles zum Lesen mitnehme“, erzählt er in seiner Vorfreude auf die Ostertage. Und schwärmt: „Mal ein paar Tage schweigen, das tut richtig gut.“ Darauf freuen sich auch einige seiner Parteifreunde.

 


 

Der Trend Konvent: Besinnen wird immer beliebter

Horst Seehofer ist nicht der einzige Politiker, der sich für Besinnungstage, sogenannte Exerzitien, ins Kloster begibt. So nahm Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann Ende 2011 „ein paar Tage Abstand vom Amt“ – bei Psalmen und Gregorianischen Gesängen der Benediktiner in Maria Laach. Ex-Bundespräsident Christian Wulff wiederum zog sich nach seinem turbulenten Rücktritt für einige Tage ins Kloster zurück; zum ehemaligen Zisterzienserkloster Loccum hat er eine enge Beziehung. Spirituelle Erfahrung, Ruhe und seelische Erholung sind die Gründe, warum viele Laien eine Auszeit hinter dicken Klostermauern nehmen. 2010 machten über 255000 Deutsche Kurse, wohnten im „Kloster auf Zeit“ oder nahmen andere Angebote wahr. 265 Klöster und Niederlassungen katholischer Frauen- und Männerorden stehen in Deutschland für Gäste zur Verfügung, wie die Deutsche Ordensobernkonferenz mitteilte. Ihr Komfort ist zumeist hoch, war der Trend seitens der Ordenshäuser oft aus der Not heraus geboren: Viele Einrichtungen müssten sonst schließen.

 

 

 

 

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