Seehofer: Nachfolger neutralisiert

Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über Horst Seehofer und die Lage der CSU nach den Wahlen.
Er kann vor Kraft kaum noch laufen. Horst Seehofer hat bei der Landtagswahl für die CSU in Bayern die absolute Mehrheit zurückerobert. Der Merkel-Effekt brachte ihn bei der Bundestagswahl fast wieder an die magischen 50 Prozent. Zwei triumphale Siege für den CSU-Chef, auf die er stolz sein darf. Auskosten aber kann er sie nicht.
Er muss seine Partei jetzt darauf einstellen, dass ihr Einfluss in Berlin schwindet. In einer großen Koalition wäre die CSU das Anhängsel. Sie bringt bundesweit nur 7,4 Prozent auf die Waage. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel 34,1 Prozent vorlegt und die SPD 25,7 Prozent beisteuern würde. Die Zahlen sprechen für sich. Bei dieser Koalitions-Kalkulation wird Seehofer in Berlin viele Kompromisse eingehen müssen.
Seine Muskeln spielen lassen kann er nur in Bayern. Daheim regiert ihm keiner rein. Für die CSU ist Seehofer der Heiland, sein Wort ist Gebot. Andere Götter will er da keine neben sich haben. Deshalb neutralisiert er auch seine beiden potenziellen Nachfolger Ilse Aigner und Markus Söder. Seine Kronprinzessin stutzt er wieder auf Augenhöhe mit Söder. Im Kabinett hat er beide unter Kontrolle. Und seine Ruhe.
Für Söder ist’s ein Etappensieg, dass er Aigner als Fraktionsvorsitzende verhindern konnte. Für die Oberbayerin der Abstieg von der Bundes- in die Landesliga. Aber mit Option auf Beförderung. Seehofer wird das Rennen um seine Nachfolge offen halten – so lange er nur kann. Der Ausgang ist ungewiss.