Seehofer-Nachfolge: Söder will die Krone

Einer aktuellen Umfrage zufolge sehen 41 Prozent den Franken als geeigneten Seehofer-Nachfolger.
München - Überraschende Ergebnisse der „Bayerntrend“-Umfrage: Nach Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU; Note 2,4) wurden Finanzminister Markus Söder (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit jeweils Note 2,7 am besten bewertet. Mit 41 Prozent halten zudem deutlich mehr Befragte „Kronprinz“ Söder als geeigneten Nachfolger von Ministerpräsident Horst Seehofer, anstatt Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (24 Prozent) und Innenminister Joachim Herrmann (sieben Prozent). „Superminister“ Markus Söder liegt damit in den Sympathiewerten auch vor Amtsinhaber Seehofer und – was ihm wohl wichtiger ist – vor „Kronprinzessin“ Ilse Aigner (CSU), die beide mit 2,9 bewertet wurden.
Auch Dobrindt ist keine Gefahr
Ebenso um Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) muss sich Söder keine Sorgen machen: Dem ehemaligen CSU-Generalsekretär stellten die von Infratest dimap befragten Wähler mit 3,5 kein besonders gutes Zeugnis aus. Damit bahnt sich die Lage an, die Ministerpräsident und Parteichef Seehofer offenbar hat kommen sehen: Weil Finanzminister Söder in seinem Job mit der Zusatzfunktion „Heimatminister“ und einem Zweigministerium in Nürnberg „überperformed“, hat er sich in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich vor seiner gefährlichsten Mitbewerberin Aigner positioniert, der beim Ressortzuschnitt die Zuständigkeit für Verkehr genommen wurde und die derzeit mit den Widrigkeiten der Energiewende zu kämpfen hat.
Seehofer macht ganz sicher Schluss
Kurz vor Bekanntgabe von Söders demoskopischem Zwischenerfolg hatte Seehofer noch einmal ausgeschlossen, zur Landtagswahl 2018 erneut als Spitzenkandidat anzutreten. Warum sollte er sich als dann 69-Jähriger nicht zum Ziel setzen, einen „harmonisch guten Übergang“ zu schaffen, fragte Seehofer rhetorisch. Es ist freilich in der CSU ein offenes Geheimnis, dass Seehofer dem Kandidaten Söder in diesem Wettbewerb so manches Foulspiel nicht nur zutraut, sondern auch schon öffentlich bescheinigt hat. Immer noch gut in Erinnerung ist Seehofers Wort von den „Schmutzeleien“, von denen sich der „von Ehrgeiz zerfressene“ Söder zu viele leiste. Doch Seehofer kann auch nicht umhin, die Arbeit seines Ministers zu loben.
Denn der punktet wöchentlich mit handfesten Themen und sonnt sich im Glanze sprudelnder Steuereinnahmen während Konkurrentin Aigner in Sachen Energiewende meistens nur Fragen stellen, aber kaum Antworten liefern kann. Medienerprobt sorgt Söder auf seinen bis zu zwei Pressekonferenzen pro Tag auch für das notwendige Bildmaterial: Einmal überantwortet er alte Vorschriften kamerawirksam dem Reißwolf, ein anderes Mal lässt er sich im Streit mit Österreich um die Landesbank-Milliarden auch mal mit drohendem Zeigefinger ablichten.
Keine Frage: Söder ist Profi, was auch seinem Chef Seehofer Anerkennung abnötigt. „Ich nehme an“, ließ Seehofer nach dem demoskopischen Zwischenstand wissen, dass Söder „durch seine Arbeit gepunktet hat“. In der CSU halten sogar 46 Prozent Söder als Ministerpräsidenten für geeignet, Aigner hingegen nur 24 Prozent. Seehofer selbst hat immer wieder betont, es werde auf die Person zulaufen, die im Zeitpunkt der Wahl die größten Chancen beim Wähler habe. Bis dahin bleibt aber noch Zeit.