Seehofer greift nach dem Bayern-Thron - Nur Herrmann leistet noch Widerstand

Horst Seehofer will Berlin ganz den Rücken kehren um sich mit Haut und Haar dem Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zu widmen Doch die Schlacht um den Bayern-Thron ist noch nicht geschlagen. Der Franke Herrmann leistet noch Widerstand - und in der Fraktion wachsen die Vorbehalte.
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Horst Seehofer muss die Merheit der Fraktion hinter sich bekommen.
dpa Horst Seehofer muss die Merheit der Fraktion hinter sich bekommen.

Horst Seehofer will Berlin ganz den Rücken kehren um sich mit Haut und Haar dem Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zu widmen Doch die Schlacht um den Bayern-Thron ist noch nicht geschlagen. Der Franke Herrmann leistet noch Widerstand - und in der Fraktion wachsen die Vorbehalte.

Ein ganzes Jahr lang hat er Erwin Huber und die CSU traktiert: „Der Parteivorsitzende gehört nach Berlin.“ Doch jetzt macht Horst Seehofer die 180-Grad-Wende, um an die ganze Macht zu kommen. Er will bei der Bundestagswahl 2009 nicht mehr als Spitzenkandidat antreten und Berlin ganz den Rücken kehren – so wie einst Franz Josef Strauß. Um sich mit Haut und Haar dem Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zu widmen und von München aus Bundeskanzlerin Angela Merkel zu traktieren. Doch die Schlacht um den Bayern-Thron ist noch nicht geschlagen. Der Franke Herrmann leistete noch Widerstand.

Auch wenn es am Sonntagmorgen noch danach aussah, dass Seehofer nicht mehr aufzuhalten sei. Dass er die Bezirksverbände Oberbayern, Oberpfalz, Niederbayern, Schwaben und die Junge Union offiziell hinter sich hat. Offiziell. Doch intern sind auch sie gespalten. Die Front ist völlig unübersichtlich, die Gräben und Linien gehen kreuz und quer.

Auch Herrmann sammelte am Nachmittag Truppen. Einen Teil der Franken. Und viele Landtagsabgeordnete, aus den unterschiedlichsten Bezirken, die sich vom Duo Seehofer/Stoiber jetzt nicht einfach kastrieren lassen wollen. „Wir würden doch mit Seehofer indirekt wieder unseren obersten Unterdrücker Edmund Stoiber wählen“, sagt einer aus der Fraktionsspitze. Ein anderer aus dem Führungszirkel ist völlig frustriert: „Was da jetzt passiert, gibt tiefe Wunden und Risse, die so bald nicht heilen werden. Das hat nichts mehr mit einer gemeinsamen Suche des besten Kandidaten zu tun. Da will man die Fraktion vor vollendete Tatsachen stellen.“

Denn gewählt wird der bayerische Ministerpräsident ganz alleine von der Landtagsfraktion – und dem künftigen Koalitionspartner. Und das in geheimer Wahl. Davor hat Seehofer jetzt Angst. Vor allem die CSU-Landtags-Frauen formieren sich gegen den neuen CSU-Chef, während die Chefin der Frauenunion, Emilia Müller, voll hinter ihm steht.

Die Sprecherin der Landtags-Frauen, Ursula Männle, die sich gerade in den USA befindet, organisierte am Sonntag von dort aus den Widerstand. Bei den Frauen heißt es: „Es kann nicht sein, dass man sagt: ,Wir haben in Oberbayern die Wahl verloren, weil Marga Beckstein kein Dirndl angezogen hat.’ Und jetzt will man uns einen Ministerpräsidenten aufzwingen, der zwei Mal verheiratet ist und nebenher auch noch mit einer Geliebte ein Kind gezeugt hat.“

Schon bei der Trauerfeier für Franz Josef Strauß in Rott am Inn war aufgefallen, dass der CSU-Vorsitzende beim Gottesdienst zur Heiligen Kommunion zwar aufstand, aber alle an sich vorbeiziehen lassen musste, weil ihm als Geschiedenen die katholische Kirche die Hostie verwehrt. „Im Moment steht es 50 zu 50 mit leichtem Vorteil für Seehofer“, wurde von den CSU-Strategen am Sonntagnachmittag schließlich gemeldet

Da trafen sich um 15 Uhr in der CSU-Geschäftsstelle in Ingolstadt Seehofer, Herrmann, Mitkandidat Thomas Goppel und CSU-Oberbayern-Chef Siegfried Schneider nocheinmal zu einem Acht-Augen-Gespräch. Auch Thomas Goppel will dabei bleiben, wenn Herrmann nicht aufgibt. Der Sohn des früheren Ministerpräsidenten Alfons Goppel hofft, aus dem Duell Seehofer/Herrmann doch noch als Kompromisskandidat hervorzugehen.

Mit einer inszenierten Sitzung der CSU-Oberbayern in Brunnthal hatte Stoiber bereits am Samstagmorgen die Weichen für Seehofers Durchmarsch gestellt. Die Wortmeldungen waren bestellt. Die Aussprache nur Pro Forma. Die Abstimmung nicht geheim, sondern offen. Der Wortführer: Rache-Engel Stoiber. Seine Adjutanten: Der angeschlagene Schulminister Siegfried Schneider. Und der Chef der Jungen Union Oberbayern, Georg Rohleder, ein Spezl von Stoiber-Sohn Dominic.

Seehofer war lieber daheim geblieben. Er hatte signalisiert, dass er sich auch nicht auf die Bundestagsliste setzten lassen werde. Um damit alle Bedenken zu zerstreuen, er könnte nach nicht mal einem Jahr in der Staatskanzlei wieder nach Berlin abdüsen. Auch Landesgruppenchef Peter Ramsauer hatte gekniffen. Schließlich hatte auch er immer gefordert, der CSU-Chef müsse in Berlin sein.

Der scheidende Landtagspräsident Alois Glück kämpfte dagegen dafür, beide Ämter nicht in eine Hand zu legen. Bei Strauß und Stoiber sei das eine ganz andere Situation gewesen. Sie habe sich durch Wahlen ergeben. „Aber“, so Glück, „der Horst Seehofer ist in Bayern von niemanden gewählt worden.“ Auch Sozialministerin Christa Stewens sprach sich für eine Ämterteilung aus.“ Offen gegen Seehofer stimmen traute sie sich dann aber nicht: „Wir müssen jetzt geschlossen sein.“

Manche in der CSU denken schon weiter:„Lasst’s ihn doch beides machen. Umso schneller ist er wieder weg. Der Seehofer wird kürzer amtieren als Beckstein und Huber.

Angela Böhm

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