Seehofer gratuliert dem Papst: Die AZ war dabei

Eine bayerische Delegation gratuliert Papst Benedikt XVI. zum 85. Geburtstag. AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm war für die AZ in Rom. Die Bilder vom Besuch.

Es ist ein magischer Ort. Mitten im Allerheiligsten des Papstes. In der Cappella Paolina, der Sakramentskapelle des Apostolischen Palastes, versammeln sich die Bischöfe vor dem Konklave. Für die Öffentlichkeit ist sie tabu. Zu seinem 85. Geburtstag aber macht Benedikt XVI. eine Ausnahme und lässt tief in seine Seele blicken. Mit 150 Gratulanten aus Bayern zelebriert er hier um 9 Uhr seine Geburtstagsmesse. Mit viel weiß-blauem Heimatgefühl.

Ehrfürchtig schauen Ministerpräsident Horst Seehofer und Ehefrau Karin gen Himmel. Michelangelo hat hier seine letzten beiden Werke verewigt. Links über dem Eingang öffnet sich dramatisch der Himmel zur Bekehrung des Paulus. Rechts verschleiert er sich zur Kreuzigung des Petrus. Der schaut uns durchdringend von oben an.

Langsam zieht der Pontifex Maximus in der kleinen Kapelle, in der nur 120 Personen Platz haben, ein. Ganz in Weiß mit prächtigen goldenen Stickereien auf seinem Messgewand. Der Rest der Gratulanten muss draußen sitzen. Körperlich ist Benedikt XVI. gezeichnet von seinen Reisen. Seine Stimme aber ist hell und stark. Völlig frei hält er seine Predigt: „Das ist ein Tag des großen Dankes“, sagt er. Er bedankt sich bei seinen Eltern und allen, die ihn in seinem Leben begleitet haben. „Ich stehe jetzt an der letzten Wegstrecke meines Lebens“, sagt er. „Und ich weiß, dass das Licht Gottes da ist, das lässt mich mit Gewissheit weitergehen.“

Sozialministerin Christine Haderthauer kann gerade noch eine Träne unterdrücken. „Das geht einem richtig nah“, atmet Horst Seehofer tief durch. Am Ende der Messe geht der Papst auf ihn und seine Ehefrau Karin zu, drückt ihnen die Hand: „Schön, dass Sie gekommen sind.“ Auch nach Bayern habe sich Benedikt gleich erkundigt, erzählt Seehofer danach. Bayerns First Lady ist gerührt: „Das war ein ganz warmherziger Händedruck.“

Draußen, über dem Vatikan, strahlt der Himmel für ein paar Stunden weiß-blau, bevor die Regenwolken über Rom ziehen. „Wenn Engel reisen, lacht der Himmel“, verkündet der Gebirgsschütze Hans Jais.

Zu einer unchristlichen Zeit hat die Geburtstagsreise in die ewige Stadt begonnen. Montag, 4.30 Uhr, Franz-Josef Strauß-Flughafen, Terminal 2, Ebene 4, Sonderschalter 416. Bei Käfer gibt’s noch ein schnelles Frühstück. Um 6 Uhr startet die Sondermaschine der Lufthansa LH 2572 mit fast dem gesamten bayerischen Kabinett. SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher fliegt mit, sein FDP-Kollege Thomas Hacker und Florian Streibl (Freie Wähler). Nur die Grünen bleiben daheim.

Herzog Max in Bayern ist mit von der Partie, Hubert Gschwendtner, der Bürgermeister von Marktl, sowieso, Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Münchens griechisch-orthodoxer Erzpriester Apostolos Malamoussis, Trachtler und Gebirgsschützen, deren Kompanie in Tegernsee der Papst angehört. Und viele engagierte Bürgerinnen und Bürger.

Auch Elisabeth Maskos vom Sozialdienst Katholischer Frauen darf mit. Sie hatte schon damit gerechnet, wieder ausgeladen zu werden, weil sie Seehofers umstrittenes Betreuungsgeld gegeißelt hatte. Im Vatikan liest ihr der Ministerpräsident die Leviten: „Kommen Sie mal zu mir. Darüber müssen wir reden.“

Mit Blaulicht rauscht der Bayern-Konvoi dann durch den Berufsverkehr Roms. Münchens Erzbischof Reinhard Kardinal Marx ist mit den bayerischen Bischöfen vorausgereist. Fürstin Gloria von Turn und Taxis wartet mit ihrem Sohn Albert schon in Rom.

Auch Thaddäus Kühnel, der Münchner Bankdirektor, ist längst da. Seit 30 Jahren verbindet ihn mit Joseph Ratzinger eine enge Freundschaft. Nicht nur er hat sich seit Wochen den Kopf zermartert: „Was schenkt man dem Papst zum Geburtstag, der ja alles hat?“ Schließlich entschied sich Kühnel für etwas ganz Persönliches: „Ich hab ihm versprochen, dass ich mich weiter um seinen Bruder kümmere.“

CSU-Fraktionschef Georg Schmid will da lieber ein Geschenk, das was hermacht. Einen Meter hoch, zehn Zentimeter im Durchmesser und 5,4 Kilo schwer ist die Kerze, die er von den Karmeliterinnen in Wemding anfertigen ließ. Eine Woche haben die Nonnen dafür gebraucht. Dagegen schaut die normale Kerze, die Markus Rinderspacher von der Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf mitbringt, winzig aus. Adelholzner-Schwester Theodolinde Mehltretter scheitert schon an der Sicherheitskontrolle am Flughafen: Die kassiert die beiden Flaschen St. Vincent Elixier, die sie für den Heiligen Vater dabei hat, ein. Das Papstgeschenk landet im Mülleimer.

Seehofer überbringt für Bayern ein Kruzifix von Ignaz Günther. Dazu ein Gebetsbuch aus Tittmoning aus dem Geburtsjahr des Papstes. Ehefrau Karin hat einen bayerischen Blumenstrauß mit Enzian, Edelweiß, Vergissmeinnicht, Latschen und weißen Rosen für den Jubilar dabei.

Übergeben werden die Präsente in der Sala Clementina, einem prächtigen Freskensaal mit den göttlichen Tugenden direkt unter der Privatwohnung von Benedikt XVI. Nach der Messe dürfen die Bischöfe dem Heiligen Vater in seiner Bibliothek gratulieren. Dann werden Horst Seehofer und seine Frau Karin dorthin zu einer Privataudienz geleitet.

Dabei zeigt sich auch, wie sehr der Papst noch dem Geschehen daheim folgt: Unter vier Augen fragte er Seehofer nach den Piraten – wie er diese neue Partei denn einschätze, wird hinterher berichtet. Erst nach eineinhalb Stunden, um 12.10 Uhr, erscheint der Papst der Delegation. Er setzt sich auf seinen roten Thron, breitet seine Arme aus.

Seehofer: „Diese Predigt war ein Gänsehauterlebnis. Sie sind immer ein Bayer geblieben. Sie sind einer von uns.“ Die Kinder des Plattlervereins Valley tanzen dem Papst auf. Der ist gerührt: „Vergelt's Gott – wunderbar.“

„Ich war ganz schön nervös“, sagt Sepp (10) und fühlt sich nun wie beseelt. Bei den Gratulanten bedankt sich der Papst: „Sie haben das Herz Bayerns mitgebracht.“

Dann erklingt die Bayernhymne. Hans Berger mit seinen Musikern aus Oberaudorf spielt auf. Die Staatskanzlei hat den Text verteilt. „Des is ja die Urfassung“, stellen die Gebirgsschützen gleich fest. „Ja, weil der Papst nur die kann."

Der zieht sich nach einer Stunde mit seinem Bruder Georg in seine Privatgemächer zurück. Dort isst er mit seinen Sekretären und Nonnen. „Dann halten wir Siesta“, sagt Georg Ratzinger. „Und der Tag vergeht, wie er vergehen soll.“ Um 17 Uhr startet der weiß-blaue Geburtstags-Jet wieder gen Heimat. So nah waren wir dem Himmel noch nie, schwärmt die Lufthansa-Crew. Münchens Erzbischof Kardinal Marx ist zufrieden: „Der Papst hat sich gefreut.“