Seehofer feuert Büroleiter
MÜNCHEN - Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat seinen Büroleiter in der Staatskanzlei entlassen. Ein Sprecher Seehofers bestätigte die Personalie der AZ, wollte sich über Hintergründe aber nicht äußern. Dem Vernehmen nach hat Seehofer den Beamten offiziell wegen "chaotischer Terminplanung" gefeuert.
Am Dienstag war Horst Seehofer so grantig wie lange nicht mehr. Das war schon bei der Pressekonferenz nach dem Kabinett öffentlich zu besichtigen, als der Ministerpräsident eine halbe Stunde lang sichtlich erzürnt auf zwei Minister in Berlin schimpfte – der eine davon sein bisheriger Liebling Karl-Theodor zu Guttenberg. Die schlechte Laune fand dann noch ein erreichbareres Ventil, heißt es: Jedenfalls wurde an diesem Tag Seehofers Bürochef gefeuert.
Die Staatskanzlei will nur bestätigen, dass der Ministerpräsident seinen Büroleiter „mit einer anderen verantwortungsvollen Aufgabe in der Staatsverwaltung“ betraut habe. Zu Einzelheiten in Personalangelegenheiten wolle man nicht Stellung nehmen, so ein Sprecher Seehofers zur AZ.
Hinter den Kulissen war mehr zu erfahren. Der geschasste Büroleiter Gerhard Reichel war schon im Innenministerium im Büro Beckstein, wechselte dann mit ihm zur Staatskanzlei – ein freundlicher, braver Beamter, wird er beschrieben. Anders als andere Politiker übernimmt Horst Seehofer das Personal seiner Vorgänger – so auch Reichel. Aber es sei nicht gut angelaufen zwischen den beiden, heißt es.
Landesgeschäftsführer Zorzi als Nachfolger im Gespräch
Angeblich war ohnehin im Gespräch, dass Reichel im Herbst geht. Nun ging es schneller: Seehofer hat ihn nach AZ-Informationen wegen „chaotischer Terminplanung“ gefeuert. Das löst in der CSU ein wenig Hohn aus: Wenn jemand chaotisch in der Terminplanung sei, dann Seehofer selber. Wahlkämpfer und Kabinettsmitglieder wissen ein Lied von häufigen Planänderungen und spontanen Wünschen des Ministerpräsidenten zu singen.
Wie die AZ weiter erfuhr, soll Reichel nun zurück ins Innenministerium. In der Staatskanzlei ist für die Nachfolge Markus Zorzi im Gespräch, derzeit Landesgeschäftsführer der CSU. Bis nach der Bundestags-Wahl braucht ihn Seehofer noch in diesem Amt für die Kampagne. Danach kann er an den Franz-Josef-Strauß-Ring wechseln.
bö