Seehofer: "Der Ichling"

Angela Böhm, die Landtagskorrespondentin der AZ über den CSU-Chef Horst Seehofer
von  Angela Böhm

Angela Böhm, die Landtagskorrespondentin der AZ über den CSU-Chef Horst Seehofer 

Es ist einer der Wesenszüge von Horst Seehofer, andere herunterzumachen, um selber noch größer zu wirken. Von christlichem Menschenbild ist beim Vorsitzenden der Partei mit dem C im Namen nicht viel zu spüren. Er spielt mit den Menschen, hält sie gerne zum Narren. Sein Tun ist nur auf sein eigenes Ich gerichtet.

Lediglich einer einzigen Person unterwirft er sich: Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Kanzlerin. Auseinandersetzungen Auge in Auge mit seinen Opfern hat Seehofer schon immer gescheut. Dazu ist er zu feige. Am stärksten fühlt er sich, wenn er hintenrum lästern kann. Sein Gerede von der Mitmach-Partei, von der Einbindung der Basis ist leeres Geschwätz. Sein ganzes Leben war er ein Einzelgänger. Auch das Amt als Parteichef und Ministerpräsident hat keinen Team-Player aus ihm gemacht. „Durchgeknallt“ und „nicht mehr zurechnungsfähig“ hat ihn seine eigene Partei schon als Bundespolitiker bezeichnet. Und gehofft, dass er sich in München ändert.

Vergeblich. Alles haben seine Parteifreunde bisher hingenommen und geschluckt, weil nur er den Wahlsieg bringen kann. Dass Seehofer seine Leute mobbt, ist nicht neu. Neu aber ist, dass er persönlich wird. Und das mag die Parteibasis gar nicht. Diesmal hat er die Grenzen des Anstands überschritten, sich selber gewaltig überschätzt  und erst spät  realisiert, welch explosives Gemisch er in seiner Partei angerichtet hat.  Das wäre hochgegangen. Nur deshalb hat sich bei Seehofer doch noch die Vernunft durchgesetzt.

 

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