Seehofer: Das können Sie alles löschen

Die CSU blockiert auf ihrer Facebook-Seite eine Mollath-Aktivistin als „Spam-Tante“
von  Angela Böhm

MÜNCHEN Als er nach einem Interview mit Claus Kleber noch so richtig Luft abließ, beschied Horst Seehofer dem ZDF: „Das können Sie alles senden.“ Das wurde Kult – aber nur kurz. Inzwischen setzt der Ministerpräsident wieder mehr aufs Löschen. Vor allem beim Problemthema Mollath.

Im Internet hatte die CSU aufgerufen, zur neuen Wahlkampfreihe „Seehofer direkt“ Fragen zu stellen. Die wollte der Ministerpräsident gestern Abend persönlich in einem Livestream aus Deggendorf beantworten: „Ohne lange Vorrede. Direkt. Live“, steht auf der CSU-Webseite. Doch eine Mollath-Aktivistin passte nicht ins Konzept. Ihre Kommentare auf Seehofers Facebook-Seite wurden ohne Vorwarnung gelöscht, bloggt AZ-Kolumnist Richard Gutjahr.

Unter ihrem Web-Namen „Nixe Muschelschloss“ hatte die 54-Jährige Horst Seehofer auf seiner Facebook-Seite geschrieben. Nach wenigen Minuten war ihr Anliegen wie von Geisterhand wieder verschwunden. Dabei hatte sie nur eine ganz einfache Frage gestellt: „Möchte Herrn Seehofer bei dem Event fragen, warum die Briefe von Gustl Mollath ignoriert werden. Warum alles ignoriert, vertuscht und /oder verdreht wurde.“

Nicht zum ersten Mal hatte „Nixe Muschelschloss“ auf Seehofers Facebook gepostet. Statt zu lesen, lässt der aber offensichtlich lieber löschen.

Als „Notwehr“ bezeichnete CSU-Sprecher Jürgen Fischer die Blockade-Maßnahme. Und nannte die Userin eine „Spam-Tante“, so Gutjahr. Sie spamme die Seite „tausendfach“ zu.

Bereits im Mai hatte eine Professorin aus Sauerlach Besuch von der Polizei bekommen, weil sie über Mollath und Justizministerin Beate Merk getwittert hatte. Polizei und Justizministerium allerdings haben das dementiert. Es sei nicht um Mollath, sondern um Tweets in einem Sorgerechtsstreit gegangen.

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