Schweiz nennt Steuersünder - ein Münchner dabei

Die Schweiz stellt die Namen potenzieller Steuerbetrüger ins Netz. Darunter sind auch ein Münchner und Prominente wie der Ururenkel von Otto von Bismarck.
Helmut Reister |
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Die Schweiz macht Ernst – und viele Namen, darunter durchaus einige prominente wie der von Francisco Jose Ortiz von Bismarck, öffentlich.
dpa Die Schweiz macht Ernst – und viele Namen, darunter durchaus einige prominente wie der von Francisco Jose Ortiz von Bismarck, öffentlich.

Die Schweiz stellt die Namen potenzieller Steuerbetrüger ins Netz. Darunter sind auch ein Münchner und Prominente wie der Ururenkel von Otto von Bismarck.

München/Zürich - Viele, viele Jahre lang war die Schweiz ein El Dorado für Reiche aus der ganzen Welt, die ihr Geld am Finanzamt vorbeischleusen wollten. Diskretion war das Maß aller Dinge. Jetzt riss die Schweizer Steuerverwaltung alle Mauern ein. Im Internet wurden hunderte von Namen und Adressen potenzieller Steuerbetrüger veröffentlicht. Auch so Prominente wie der Ururenkel Otto von Bismarck sind dabei.

Der Schritt der eidgenössischen Steuerverwaltung, die vollen Namen und Adressen ins Netz zu stellen, wo sie von Jedem einsehbar sind, ist ein rechtlich wackeliger Weg. Bei den genannten mutmaßlichen Steuersündern steht offenbar nicht einmal fest, ob sie tatsächlich getrickst haben. Aber man erfährt so, dass sie in ihren Heimatländern zumindest Probleme mit den Steuerbehörden haben.

Nach eigenen Angaben der Schweizer Steuerverwaltung will man mit dem öffentlichen „Pranger“ lediglich dem Amtshilfeersuchen anderer Länder nachkommen. Auch die Bundesrepublik gehört zu den Hilfesuchenden, die gerne wissen möchte, wie viel Geld bestimmte deutsche Bundesbürger auf Schweizer Konten gebunkert haben. Diskret ließ sich dies anscheinend nicht abwickeln. Man habe sie, so die Schweizer Steuerbehörde, nicht erreichen können und deshalb den Weg der Veröffentlichung gewählt.

 

Amerikaner werden nur mit Initialen genannt

 

Francisco Jose Ortiz von Bismarck (35), der Ururenkel des ersten Deutschen Reichskanzlers, Investmentbanker und Angehöriger der High Society, ist unter den Deutschen der prominenteste Name auf der veröffentlichten Liste. Zu finden ist auch eine Münchnerin, drei Nürnberger und ein weiterer Bayer. Da auch das jeweilige Geburtsdatum veröffentlicht wurde, ist ersichtlich, dass es sich um vorwiegend ältere Herrschaften handelt.

Rechtliche Bedenken, gerade die Namen deutscher und indischer Personen preiszugeben, hat die Eidgenössische Steuerverwaltung offensichtlich nicht. Beide Länder sind über gestohlene Steuer-CDs überhaupt erst an die Daten gekommen. Die Schweizer „Sonntagszeitung“ zitiert einen Behördenmitarbeiter, dass man nie ausschließen könne, dass es sich um gestohlene Daten handle.

Lesen Sie hier: Baden-Württembergs Finanzminister kritisiert Veröffentlichung von Namen

Die mutmaßlichen Steuersünder kommen der Liste zufolge aus allen möglichen Ländern. Darunter Großbritannien, Frankreich, die Niederlanden, Polen, Tschechien und Russland. Auch Amerikaner sind zu finden. Von ihnen werden allerdings nur die Initialen veröffentlich. Grund ist ein vor zwei getroffenes Abkommen zwischen den USA und der Schweiz im Umgang mit derartigen Anfragen.

 

In Deutschland stößt die Veröffentlichung auf Kritik

 

Die Schweiz als Steuerparadies: Seit die Fahnder durch den Kauf von Bankdaten-CDs in der Vorhand sind, ist es für Steuerhinterzieher dort brenzlig geworden. Immerhin konnten sie bisher hoffen, dass ihre Namen nicht öffentlich bekannt werden. Doch auch das ist nun vorbei.

In Deutschland stößt die Veröffentlichung der Namen auf Kritik. Die Finanzminister von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen betonten gestern, eine Nennung einzelner Steuerpflichtiger sei nicht mit dem Steuergeheimnis zu vereinbaren. Anders als in der Schweiz sollen in Deutschland die Namen von möglichen Steuersündern geheim bleiben.

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