Schummeln? Nächste Frage, bitte!

MÜNCHEN/BERLIN Die Schummel-Affäre um Karl-Theodor zu Guttenberg ist für die CSU offensichtlich doch ein heißes Eisen. Während öffentlich die Sache tief gehängt wird, nach dem Motto: Jeder habe doch schon mal geschummelt, will man sich in der schwarzen Werte-Partei beim Schummeln lieber nicht die Finger verbrennen. Als die AZ prominente Christsoziale fragte, ob auch sie schon mal geschummelt haben, wo man schummeln dürfe und wo die Grenze sei, hatte nur einer den Mut zu antworten. Der Rest ging in volle Deckung.
Allen voran: CSU-Chef Horst Seehofer. „Der Ministerpräsident muss ja nicht auf alle Fragen antworten”, wehrte seine Sprecherin ab. Bayerns Justizministerin Beate Merk, sonst zuständig für kleine und große Betrüger, verschanzte sich hinter ihrer Arbeit. „Die Ministerin hat leider keine Zeit, diese Fragen zu beantworten”, blockte ihre Sprecherin ab. Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, der Steuerschummlern sofort auf die Finger klopft, reagierte gar nicht. Seehofers Kronprinz und Kronprinzessin Markus Söder und Christine Haderthauer, die sonst zu allem etwas zu sagen haben, verweigerten. Ebenso Low-and-Order-Minister Joachim Herrmann. Guttenbergs mutigster Dauer-Verteidiger, Landesgruppen-Chef Hans-Peter Friedrich ließ mitteilen: „Ganz ungeschummelt: wir können leider an dieser Umfrage nicht teilnehmen.” Auch Landtagsfraktionschef Georg Schmid wehrte ab.
Nur einer war gesprächig: Martin Neumeyer, Bayerns Integrationsbeauftragter und Mitglied im „Werte-Bündniss” der Staatskanzlei. „Wer behauptet, nie geschummelt zu haben, der schummelt”, sagt er. Die Grenze aber ist für den CSU-Politiker ganz klar: „Sie liegt da, wo Recht und Gesetz verletzt werden, oder wo ein anderer durch das eigene Schummeln einen Nachteil erleidet. Da hört der Spaß auf.”