Schützt die Schwachen!

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Hilfen für Griechenland.  
von  Anja Timmermann
Griechenland blickt optimistischer in die finanzielle Zukunft, als der IWF.
Griechenland blickt optimistischer in die finanzielle Zukunft, als der IWF. © dpa

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Hilfen für Griechenland.  

Ja, richtig, Griechenland hat damals beim Defizit geschummelt (allerdings mit stillschweigender Billigung aller). Und ja, es hat lang über seine Verhältnisse gelebt und sich einen enorm aufgeblasenen Staatsapparat geleistet. Aber es ist auch richtig, dass die griechische Regierung jetzt mit einer grimmigen Entschlossenheit handelt, die beispiellos ist. Man möchte die Hinterbänkler hierzulande mit ihren Ratschlägen für die „faulen Griechen“ mal sehen, wie sie ihren Bürgern im Schnitt 30 Prozent des Einkommens wegnehmen.

Was in Griechenland gerade passiert, würde in jedem anderen europäischen Land Revolutionen auslösen – das sagen auch die neoliberalsten Knochen vom IWF in Athen. Und vor allem ist richtig, dass dieses Europa auch ein Europa der Solidarität ist. Das heißt eben nicht, dass der deutsche Steuerzahler für alles aufzukommen hat – nebenbei: bisher hat er dank der Zinsen an der Krise mehr verdient als gezahlt. Aber das bedeutet, dass sich die Gemeinschaft auch mal geschlossen vor einen Schwachen stellt, wenn der von den Märkten angeschossen wird (ja, auch wenn die Schwäche zum guten Teil selbst verschuldet ist); ihn zunächst schützt und dann im besten Fall wieder stärkt. Und sich nicht achselzuckend zurückzieht und zuguckt, wie der erste gefressen wird und dann vielleicht der nächste. Auch wenn dies der Chor der Euro-Skeptiker – aus welchen Gründen auch immer – so will. Aber dafür ist Europa, ist der Euro bei weitem zu wertvoll.

 

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