Schüsse auf Pariser Prachtstraße - Ein Polizist getötet, Polizei spricht von Terror-Anschlag

Anfang der Woche vereitelten die Behörden noch einen islamistischen Anschlag in Marseille. Nun wird mitten in Paris ein Polizist erschossen. Kurz vor der Präsidentenwahl.
AZ/dpa |
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Die Bilder aus Paris
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Paris - Schon wieder ein Anschlag in Frankreich. Wieder in Paris. Nach der Schießerei auf der Prachtstraße Champs-Élysées am Donnerstagabend, bei der ein Polizist getötet wurde, hat sich der sogenannte "Islamische Staat" (IS) zur Tat bekannt. Die Regierung geht von einem Terrorakt aus.

Drei Tage vor der Präsidentenwahl in Frankreich schoss ein Mann mit einer automatischen Waffe auf einen geparkten Mannschaftswagen der Polizei. Er tötete einen Polizisten und verletzte zwei weitere Beamte, wie der Sprecher des Innenministeriums sagte. Die Polizei erschoss den Angreifer. Wie am Freitagmittag bekannt wurde, ist bei dem Angriff auch eine Deutsche zufällig verletzt worden. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin mit. Sie habe ernste Verletzungen, sei aber nicht lebensbedrohlich verletzt worden.

Nach den Worten des französischen Staatspräsidenten François Hollande spricht einiges für einen Terrorakt. "Wir sind überzeugt, dass die Spuren (...) terroristischer Art sind", sagte er nach einem Krisentreffen im Élyséepalast. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.

Angriff kurz vor Präsidentenwahl am Sonntag

Bei dem Angreifer handele es sich um einen Kämpfer des IS, berichtete das IS-Sprachrohr Amak und benannte den Mann als Abu Jussuf al-Beldschiki ("Der Belgier"). Bei ähnlichen Verlautbarungen wurden die Angreifer häufig "Soldaten" der Terrormiliz genannt. Die Nachricht konnte zunächst nicht unabhängig auf ihre Echtheit überprüft werden. Sie wurde aber über die Kanäle verbreitet, über die der IS in der Vergangenheit auch ähnliche Anschläge für sich beansprucht hat - etwa nach den Attacken in Ägypten oder London.

Am kommenden Sonntag ist in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahl. Die Abstimmung soll von mehr als 50 000 Polizisten und Soldaten geschützt werden. Das Land war in den vergangenen Jahren mehrfach das Ziel islamistischer Anschläge, seit der Pariser Terrornacht vom 13. November gilt der Ausnahmezustand.

Die Attacke habe sich gegen 21.00 Uhr abgespielt, hieß es. Der Angreifer habe mit einem Auto neben dem Polizeifahrzeug gehalten, sei ausgestiegen und habe das Feuer eröffnet. Anschließend rannte er über den Bürgersteig und schoss auf weitere Polizisten, die außerhalb des Mannschaftswagens positioniert waren. Beamte erwiderten das Feuer und töteten den Angreifer.

Der Mann habe wohl eine automatische Waffe benutzt, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet. Nach ersten Erkenntnissen habe es nur einen Angreifer gegeben. Man könne aber nicht ausschließen, dass es einen oder mehrere Komplizen gibt, die in irgendeiner Weise an der Tat beteiligt waren. "Das ist natürlich ein Drama für die Polizei, ein Drama für unser Land."

Die Champs-Élysées waren am späten Abend weiträumig abgesperrt, ein Hubschrauber kreiste über der Szene. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz, auch Soldaten waren vor Ort. Polizisten schrien Passanten an, von der Straße zu gehen.

Er wollte Polizisten töten: Gegen den Mann soll bereits ermittelt worden sein

Polizisten durchsuchten noch am Abend die mutmaßliche Wohnung des getöteten Angreifers im Umland von Paris, wie es aus Ermittlerkreisen hieß. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf eine Quelle im Umfeld der Ermittlungen, dass es gegen den Mann bereits eine Untersuchung von Anti-Terror-Ermittlern gegeben habe: Er habe die Absicht erkennen lassen, Polizisten zu töten.

Französische Sicherheitskräfte standen bereits mehrfach im Visier mutmaßlicher Attentäter. Im vergangenen Juni wurde ein Polizistenpaar im Umland von Paris ermordet, in diesem Jahr stoppten Soldaten Angreifer beim Louvre und am Pariser Flughafen Orly.

US-Präsident Donald Trump sprach Frankreich sein Beileid aus. "Es sieht nach einem weiteren Terroranschlag aus", sagte Trump auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni in Washington. Trump sprach weiter von einem "schrecklichen Vorfall" und fügte hinzu: "Wir müssen stark und wachsam sein." Auch Gentiloni kondolierte dem französischen Volk.

Die französische Polizei hatte erst am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins drohte ein Anschlag in den nächsten Tagen.

Die Sicherheitsmaßnahmen für den Wahlkampf wurden daraufhin verstärkt. Am Donnerstagabend traten die elf Kandidaten beim Fernsehsender France 2 nacheinander zu Kurzinterviews auf. Die entscheidende Stichwahl ist für den 7. Mai geplant. Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Rechtspopulistin Marine Le Pen mit dem Mitte-Links-Kandidaten Emmanuel Macron erwartet.

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